Warum fressen Hunde Gras und ab wann wird es problematisch?
13.08.2023 - Lesedauer: 7 Minuten
Jeder Hundebesitzer kennt es: Der Vierbeiner bleibt an einer grünen Wiese stehen und beginnt, ausgiebig an den frischen Grashalmen zu knabbern. Was hinter dem Appetit auf Grünzeug steckt und wann dich das Grasfressen beunruhigen sollte, erfährst du in diesem Artikel.
Mein Hund frisst Gras: Ist das normal?
Die meisten Hunde fressen Gras – manche mehr, manche weniger. Bleibt dein Vierbeiner also gerne mal am Wegesrand stehen, um an grünen Grashalmen zu naschen, solltest du ihm das ruhig gönnen und ihn nicht davon abhalten.
Warum fressen Hunde Gras?
Ein Hund frisst regelmäßig Gras. Das zählt zu seinen natürlichen Verhaltensmustern. Schon der Wolf ergänzte seine Nahrung um ein paar frische Grashalme – es liegt also praktisch in den Genen. Forscher vermuten, dass das Grasfressen bei Wölfen noch einen anderen Grund hatte: Sie könnten auf diese Weise versucht haben, ihren Geruch beziehungsweise ihre Markierungen „wegzufressen“, damit der Feind diese nicht so leicht aufnimmt und verfolgt. Im Laufe der Zeit hat sich der Hund zum Allesfresser entwickelt. Appetit auf Gras ist somit nichts Außergewöhnliches.
Es handelt sich aber auch um ein erlerntes Verhalten, das sich Welpen schon in frühester Kindheit von ihrer Mutter abschauen. Schaden richtet das Grasfressen bei deinem Vierbeiner normalerweise nicht an – im Gegenteil: Gras enthält Ballaststoffe und regt die Verdauung an.
Die Gründe für das zum Teil ausgiebige Knabbern des saftigen Grüns sind bis heute nicht wissenschaftlich geklärt. Es gibt allerdings viele Erklärungsansätze und Vermutungen.
Zu den häufigsten gehören:
- Mangel an Nährstoffen
- Verdauungsprobleme
- Auslösung des Brechreizes (Reinigung des Magen-Darm-Trakts)
- Abbau von Stress (Übersprungshandlung)
- Langeweile
- Gras fressen als eine Art Spiel
- Anzeichen von Wurmbefall
- Durst
- Aufnahme von Duftstoffen, die zur Markierung des Territoriums dienen
Fest steht, dass viele Hunde Gras mit großem Appetit zu fressen scheinen. Es ist also anzunehmen, dass es ihnen schmeckt, denn auch völlig gesunde Hunde mit einer hochwertigen sowie ausgewogenen Ernährung genehmigen sich gerne mal ein paar grüne Stängel.
Oft beobachtet man allerdings, dass der Hund Gras frisst und erbricht. Die Ursache dafür kann sein, dass der Vierbeiner unter Verdauungsproblemen leidet, unverträgliche Lebensmittel zu sich genommen oder Haare verschluckt hat. Nach dem Erbrechen geht es dem Hund meist besser.
Manche sagen dem Grasfressen eine abregende Wirkung nach. Das Knabbern und Herumkauen auf Gras lenkt in anstrengenden Situationen ab und beruhigt. Kauen und Fressen entspannen grundsätzlich. Das erklärt, weshalb Hunde bei stressigem Aufeinandertreffen mit Artgenossen zwischendurch kurz innehalten, um ein wenig Gras zu fressen. Auch chronische Schmerzen oder andere körperliche Beschwerden lösen Stress aus.
Einige Hunde fressen beim Spazierengehen Gras, weil sie Durst haben. Denn frisches Gras enthält viel Wasser, vor allem, wenn Tau, Regen oder Frost das Gras benetzt. Obendrein enthält Gras Kohlenhydrate, Proteine und Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium und Eisen. Frisst dein Hund auffällig viel Gras, versucht er möglicherweise damit, einen Nährstoffmangel auszugleichen. Deshalb solltest du bei der Futterwahl deines Hundes immer sein Alter und Aktivitätslevel berücksichtigen.
Mein Hund frisst immer Gras: Wann wird das Grasfressen zum Problem?
Hundebesitzer merken meist schnell, wenn es sich beim Grasfressen nicht mehr um eine normale Verhaltensweise handelt. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Vierbeiner das Gras büschelweise ausrupfen und es in übermäßigen Mengen verzehren. Häufig schlucken sie es dabei völlig ohne Kauen herunter. Das kann neben dem Erbrechen ebenfalls Durchfall zur Folge haben. Hier ist ein Besuch beim Tierarzt ratsam. Genauso wie in folgenden Fällen:
- Der Hund frisst hektisch Gras.
- Der Hund frisst Gras und ist unruhig.
- Der Hund frisst Gras und Erde.
- Der Hund frisst Gras und frisst nicht.
Zieht sich dieses Verhalten über mehrere Tage oder sogar Wochen, kann ein Mangel oder eine Krankheit dahinterstecken. Beobachte deinen Hund aufmerksam. Am besten notierst du dir, wie häufig und in welchen Situationen er Gras frisst. Diese Informationen helfen dem Tierarzt bei der Diagnose. Hat dein Hund Fieber, Blut oder Schleim im Stuhl, kann keinen Kot mehr absetzen oder zeigt andere Krankheitssymptome, solltest du ihn sofort zum Tierarzt bringen. Diese Symptome sind Anzeichen für unter anderem Entzündungen im Magen-Darm-Trakt oder einen Darmverschluss.
Lungenwürmer durch Grasfressen
Das Fressen von Gras birgt noch ein ganz anderes Risiko, das den meisten kaum bekannt ist. Dabei handelt es sich um sogenannte Lungenwürmer. Diese Parasiten verbringen einen Teil ihrer Lebensspanne in der Lunge von Hunden.
Während sich die Würmer vom Ei zur Larve und schließlich zum Wurm entwickeln, sind sie auf einen Zwischenwirt angewiesen. Das sind in diesem Fall Schnecken. Frisst der Hund Gras, befinden sich darauf teilweise winzigen Schnecken. So gelangen die Wurmlarven aus der Schnecke in den Hundedarm und wandern in dessen Lunge. Dort entwickeln sie sich zu ausgewachsenen Würmern, die wiederum Eier legen. Die neu schlüpfenden Larven verursachen Schäden im Lungengewebe. Hinweise für den Befall von Lungenwürmern sind Husten in unterschiedlich starker Ausprägung, Fieber, verminderte Leistungsfähigkeit oder Nasenbluten. Auch neurologische Störungen und Herz-Kreislauf-Probleme treten auf. Die Behandlung erfolgt über die Gabe von Medikamenten. Da hier aber andere Medikamente als eine einfache Wurmkur Anwendung finden, muss ein Besuch beim Tierarzt erfolgen. Unbehandelt verläuft der Befall mit Lungenwürmern sonst sogar tödlich.
Mein Hund frisst Gras – die Folgen und was dagegen hilft
Da Vierbeiner Fleischfresser sind, ist ihr Verdauungstrakt nicht so sehr darauf ausgelegt, pflanzliches Futter zu zersetzen – mit anderen Worten: Das Gras kommt in der Regel völlig unverdaut wieder hinten raus. Das kann unangenehme Folgen für den Hund haben:
- Oft bleiben Grashalme und/oder Kot am After hängen und der Hund schafft es nicht, diese abzusetzen.
- Manchmal kommt das Gras auch im Bündel von Schleim umhüllt wieder heraus.
- Hat der Hund zu viel Gras gefressen, kann es auch zu Durchfall kommen.
Ist dein Hund nicht in der Lage, den Grashalm abzusetzen, sind Hundehalter versucht, selbst „Hand anzulegen“. Dabei solltest du jedoch extrem vorsichtig vorgehen: Scharfe Grashalme können dem Darm und After beim Herausziehen kleine Schnitte zufügen. Das kann schmerzhaft sein und zu Entzündungen führen. Ziehe daher den Halm ganz langsam und behutsam heraus. Gelingt das nicht – was nur selten der Fall ist –, ist ein Besuch beim Tierarzt empfehlenswert.
Das gibt es noch zu beachten, wenn der Hund Gras frisst
Grundsätzlich brauchst du also nicht alarmiert zu sein, wenn dein Hund Gras frisst. Du solltest nur in einigen Situationen besonders wachsam sein:
- Das Gras am Straßenrand nimmt Schadstoffe aus den Autoabgasen auf. Besonders in Städten sowie an großen Straßen ist dies verstärkt der Fall. Lass deinen Hund dort also lieber kein Gras fressen.
- Die Gräser an Feldrändern weisen oftmals eine hohe Konzentration an Pflanzenschutz- oder Düngemitteln auf. Daher sollten Hunde hier ebenso nicht unbedingt „grasen“.
- Achte darauf, dass der Hund keine Giftpflanzen verzehrt. Hierzu zählen immergrüne Pflanzen wie die Eibe. Weitere Beispiele für unverträgliche Pflanzen sind Goldregen, Tollkirsche, Efeu, Rittersporn sowie Finger‐ und Eisenhut. Sei wachsam beim Spazierengehen. Allerdings muss der Hund nicht zwingend bei der Gassi-Runde mit den Pflanzen in Berührung kommen; genauso birgt der Garten ein mögliches Risiko. Am besten machst du dich genau mit der eigenen Botanik vertraut, sodass du deinen Vierbeiner beruhigt draußen allein und harmloses Gras fressen lässt.
Graskonsum reduzieren
Hast du den Eindruck, dass dein Hund zu viel Gras frisst, und würdest du das gerne reduzieren, gibt es ein paar „Hausmittel“, die du ausprobieren kannst. Natürlich vorausgesetzt, dass dein Hund gesund ist und das Grasfressen keine physisch zu behandelnde Ursache hat. Versuch es zum Beispiel mit einer Heilerde-Zufütterung. Oder gib deinem Vierbeiner mehr ballaststoffreiche Lebensmittel wie grüne Bohnen, Vollkornreis oder gekochten Spinat. Nimm auf längere Spaziergänge – sofern dies nicht schon geschieht – Wasser für die Schnüffelnase mit. Und schließlich lässt sich dein Vierbeiner auch immer durch ein Kommando dazu auffordern, das Grasfressen zu unterlassen. Bestärke ihn mit Leckerlis oder Lob, wenn er auf dich hört und sich vom Gras abwendet.