Hund mit Arthrose – Gelenkprobleme beim Hund vorbeugen, erkennen und behandeln
11.08.2023 - Lesedauer: 7 Minuten
Hunde mit Arthrose leiden an einer chronischen oder Erkrankung der Gelenke, die häufig nicht rechtzeitig erkannt und diagnostiziert wird. Häufig ist die Rede davon, dass nur große Hunderassen von der Arthrose betroffen sind, dem ist aber nicht so. Genau wie wir Menschen kann leider auch jeder Hund Gelenkprobleme haben und Arthrose beim Hund hat sich mittlerweile zu einer regelrechten „Hundevolkskrankheit“ entwickelt.
- „Hundevolkskrankheit“ Arthrose
- Was genau ist eine Arthrose beim Hund?
- Symptome einer Arthrose erkennen
- Diagnostik beim Tierarzt
- Therapiemöglichkeiten beim Hund
- Operation – das letzte Mittel der Wahl
- Fokus auf die Hundeernährung
- Gelenkproblemen rechtzeitig vorbeugen
- Vorbeugenden Maßnahmen gegen eine Arthrose
- Gelenkschonende Spiele
„Hundevolkskrankheit“ Arthrose
Statistisch betrachtet leidet jeder fünfte Hund an dieser Gelenkerkrankung. Heilbar ist diese degenerative Veränderung der Gelenke nicht. Aber, umso schneller du die Symptome erkennst, desto größer die Chancen auf ein langes und schmerzfreies Hundeleben mit Arthrose.
Wir erklären dir die Arthrose beim Hund und zeigen dir die therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten.
Was genau ist eine Arthrose beim Hund?
Unter dem Begriff „Arthrose“ werden verschiedene Erkrankungen subsumiert, die eine degenerative und schmerzhafte Veränderung der Gelenke nach sich ziehen.
Bei der Hunde Arthrose handelt es sich daher um einen krankhaft chronischen Prozess, im Zuge dessen das Gelenkgewebe (Knorpel) zerstört wird. Betroffen davon sind vor allem die Hüftgelenke, aber auch Gelenke der Wirbelsäule und die Beingelenke.
Tierärzte genauso wie Humanmediziner bezeichnen sie als Arthrosis deformans. Zu unterscheiden ist zwischen einer primären und einer sekundären Arthrose.
Primären und sekundären Arthrose
- Bei der primären Arthrose handelt es sich um eine (relativ seltene) genetisch bedingte Gelenkerkrankung, die gewissermaßen ohne Vorwarnung das Hundegelenk degeneriert. Davon sind besondere Rassen betroffen, die eine grundsätzliche Prädisposition zu Gelenkproblemen aufweisen. Dazu gehören vor allem große Hunderassen wie Deutsche Dogge, Deutscher Schäferhund, Labrador oder Golden Retriever.
- Die wesentlich häufiger auftretende sekundäre Arthrose kennzeichnet eine Gelenkerkrankung, die als Folge einer Hüftgelenksdysplasie des Hundes und noch häufiger nach einer Entzündung des Hundegelenks, sog. Arthritis, auftritt.
- Wird die Gelenkentzündung (Arthritis) nicht erkannt oder heilt unzureichend aus, kann es als Spätfolge zur chronischen Arthrose beim Hund kommen. Aber auch Kreuzbandrisse und erblich bedingte Gelenkfehlstellungen (Hüftgelenksdysplasie) haben das Potenzial, zum chronischen Gelenkverschleiß zu führen.
- Auch ein mechanischer Verschleiß der Gelenke im zunehmenden Hundealter kann für schmerzhafte Gelenkprobleme verantwortlich sein.
- Zu den Arthrose verursachenden Faktoren können ferner zählen: falsche Ernährung und starke/falsche Gelenkbeanspruchung, falsche Medikamente, Gifte, OPs am Gelenk, übergewichtige Hunde und Knochenerkrankungen wie Osteoporose im Welpen- oder Junghundealter.
Doch ob Dogge, Schäferhund oder Dackel – die Hunde-Arthrose kann leider jeden unserer Vierbeiner erwischen. Wichtig ist hierbei, dass du die Schuld nicht bei dir als Halter suchst.
Anders als bei der Arthritis – der akuten Erkrankung des Gelenks infolge einer Entzündung – ist die chronische Arthrose des Hundes nicht heilbar. Unbemerkt und unbehandelt schreitet sie weiter voran, der Gelenkknorpel gänzlich aufgebraucht ist und nun Knochen auf Knochen reibt.
Die motorische Fähigkeit, d. h. das Abrollen, Strecken und Beugen der Hundegelenke hängt entscheidend von dem Zustand der Gelenkkapseln Gelenkknorpel und der Gelenkflüssigkeit ab.
Die Gelenkkapsel erfüllt eine schützende Aufgabe:
- Der Gelenkknorpel polstert den Knochen an der beanspruchten Gleitstelle ab.
- Gleichzeitig funktioniert die Gelenkflüssigkeit in der Gelenkkapsel wie „Schmiere“ und gewährleistet so reibungslose Bewegung am Knorpel selbst. Sie versorgt darüber hinaus den Knorpel mit Nährstoffen und sorgt damit für seinen Aufbau und seine Elastizität.
Im Zuge einer chronischen Arthrose verändert sich der schützende Knorpel, gleichzeitig nimmt die Gelenkschmiere ab. Diese Veränderung kann bereits während einer akuten Arthritis beginnen. Der Knorpel wird poröser, unebenmäßiger, härter, bricht ab und baut sich schließlich vollständig ab, sodass Knochen aneinander reiben können. Der Teufelskreis beginnt, wenn aufgrund von anhaltenden Gelenkentzündungen oder genetischer Disposition zu einer verminderten Produktion der Gelenkflüssigkeit kommt, womit es dem Gelenkknorpel an aufbauenden Nährstoffen fehlt und das Gelenk nicht ausreichend „geschmiert“ wird.
Die Symptome einer Arthrose deines Hundes erkennen und tierärztlich diagnostizieren lassen
Kann dein Hund nur mit Anstrengung sein Hundebettchen verlassen? Fällt es ihm schwer, Treppen zu steigen? Oder hat er Schwierigkeiten aus dem Auto zu springen?
Wenn du die Fragen mit Ja beantwortet hast, dann solltest du so schnell wie möglich mit deinem Vierbeiner bei einer Fachtierklinik oder einem auf Gelenkprobleme des Hundes spezialisierten Tierarzt vorsprechen.
Die Arthrose beim Hund und der Schweregrad der Erkrankung lassen sich an den spezifischen Problemen des Bewegungsapparates deines Hundes ablesen.
Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass Hunde ihre Schmerzen lange Zeit verbergen oder auf eine unspezifische Weise zeigen, was dem Hundehalter es mitunter schwer macht, die Anzeichen einer Arthrose rechtzeitig zu erkennen.
Gelenkprobleme des Hundes erkennen:
- Das Aufstehen vom Schlaflager fällt dem Hund insbesondere morgens schwer
- Steifheit der Gliedmaßen, insb. der Hüfte oder der Wirbelsäule (gekrümmter Rücken)
- Anlaufschwierigkeiten nach Ruhephasen
- Stetige oder vorübergehende Lahmheit einzelner Gliedmaßen
- Geschwollene oder verhärtete Gelenke
- Aufjaulen bei Berührung oder Berührungsunwille an den betroffenen Stellen (Rücken, Beine, Hüfte)
- Schonstellung der betroffenen Gelenke
- Allgemeine Bewegungsunlust
- Überwärmte und angeschwollene Gelenkstellen evtl. gerötet (bei akuter Entzündung)
Alle Symptome können sowohl bei älteren als auch bei jüngeren Hunden auftreten. Sie sind nicht gleichzusetzen mit „natürlichen“ Alterungsprozessen, sondern geben deutliche Hinweise auf eine chronische, schmerzhafte Erkrankung wie die Arthrose beim Hund.
Typisch für chronische Gelenkprobleme beim Hund ist die sog. „Einlaufphase“, bei der der Hund zunächst Bewegungsprobleme und Bewegungsunlust anzeigt, die sich jedoch während eines Spaziergangs bessern.
Die Diagnostik beim Tierarzt
In der Tierpraxis wird neben der notwendigen Blutbestimmung, die Aufschluss über mögliche Entzündungen geben kann, vor allem der Zustand der Gelenke überprüft. Das Röntgen der infrage kommenden Gelenkpartien ist unerlässlich und stellt den ersten Schritt in der Diagnose dar. Anhand der Röntgenbilder kann der Tierarzt die Lage und den Zustand des Gelenkknochens beurteilen, Knorpel erkennen und ausmessen.
Um zu erkennen, ob die Gelenke deines Hundes nicht durch andere Faktoren überbelastet sind, kann der Tierarzt den sog. Body Condition Store (BCS) ermitteln. Dieser zeigt – genauso wie der BMI bei Menschen – an, wie es um die muskuläre Kondition deines Hundes bestellt ist. Dabei wird insbesondere der Fettanteil am Körper des Hundes gemessen. Der BCS wird in 5 Stufen angegeben. Ideal für Hunde mit Arthrose ist die Stufe 3, die dauerhaft beibehalten werden sollte, damit die Gelenke nicht zusätzlich durch das Übergewicht des Hundes belastet sind.
Diagnose Arthrose und schulmedizinische Therapiemöglichkeiten beim Hund
Hat der Tierarzt bei deinem Hund einen chronischen Gelenkverschleiß diagnostiziert, der vielleicht noch mit einer Gelenkentzündung einhergeht, so gilt es zunächst, die Schmerzen des Hundes zu eliminieren. Dafür wird ihm der Tierarzt ein entsprechendes Schmerzmittel verabreichen. Bei einer gleichzeitigen Gelenkentzündung werden zudem entzündungshemmende abschwellende Medikamente gegeben.
Behandlung mit Schmerzmitteln (Analgetika)
Die Behandlung mit schmerzstillenden Mitteln ist unerlässlich, damit dein Hund die Schonhaltung aufgibt und anfängt, alle Gelenke ausgewogen einzusetzen. Das wiederum fördert die Produktion der wichtigen Gelenkflüssigkeit und entlastet andere Gelenke.
Schmerzmittel (Analgetika) belasten leider den Magen. Muss dein Hund über einen längeren Zeitraum sog. NSAR-Mitteln (nicht-steroidale Antirheumatika ohne Kortison) einnehmen, so solltest du nichts riskieren und gleichzeitig ein magenschützendes Medikament, sog. Protonenpumpenhemmer, dazu verabreichen. So schützt du deinen Hund vor Magengeschwüren oder sogar Magendurchbrüchen infolge von Schmerzmittelunverträglichkeit.
Gesellt sich zu einer chronischen Arthrose auch noch eine Arthritis, die selbst wiederum die Arthrose fördert, muss diese umgehend und vollständig ausgeheilt werden. Hierbei wird der Tierarzt deinem Hund eventuell zusätzlich ein kortisonhaltiges Mittel geben. Um die Nebenwirkungen von Kortison zu umgehen, ist eine Direktinjektion in das betroffene Gelenk der Kortisontablette auf jeden Fall vorzuziehen.
Operation – das letzte Mittel der Wahl
Bei schwerwiegenden und voran oder fortgeschrittenen Gelenkproblemen wie der Hüftgelenksdysplasie beim Hund sollte eine Operation in Betracht gezogen werden, um mögliche Knochensplitter aus der Gelenkkapsel zu entfernen oder sogar ein künstliches Gelenk einzusetzen. Das sollte unbedingt mit einem Spezialisten besprochen und in einer entsprechenden Tierklinik vorgenommen werden.
Linderung oder Heilung? Fokus auf die Hundeernährung
Die meisten Hundehalter wissen, dass das Futter ihres Vierbeiners großen Einfluss auf die Beschaffenheit der Gelenke und das Immunsystem, somit auf die Entzündungsherde in den Gelenken, hat.
Ist dein Hund übergewichtig, muss er unbedingt auf Diät gesetzt werden. Hierbei kann der Tierarzt dir ein Spezialfutter für Hunde mit Gelenkproblemen empfehlen. Doch zu einer dauerhaften Gewichtsreduzierung gehört regelmäßige Bewegung wesentlich dazu. Bei einer Arthrose beim Hund muss der tägliche Auslauf sich den Bedürfnissen und krankheitsbedingten Möglichkeiten deines Hundes anpassen. Verzichte aber auch bei einem gelenkkranken (aber schmerzfreien!) Hund nicht auf ausgiebige Bewegungseinheiten, denn sie sind auf Dauer betrachtet selbst gute Medizin.
Um aus dem Teufelskreis der Gelenkentzündung und -abnutzung herauszukommen, bedarf dein Hund eines ausgewogenen Futters.
Folgende Eigenschaften sollte das Futter besitzen:
- Frei von genetisch veränderten Komponenten (häufig bei Mais).
- Aus hochwertigen, schonend verarbeiteten – am besten frischen – Proteinen (Fleisch).
- Vollständiger Verzicht auf Salze, Konservierungsstoffe, Zucker und sonstige Geschmacksverstärker.
- Tabu sind gleicherweise Weizenprodukte, da sie den Darm des Hundes schwächen können, was wiederum zu Entzündungsherden im Hundekörper führt.
Gute Erfolge bei der Behandlung von Arthrose des Hundes konnten einige Vitamin- und Spurenelementpräparate erziehen, die zugefüttert werden. Halt dazu unbedingt Rücksprache mit deinem Tierarzt, denn auch ein Zuviel des Guten kann sich negativ auswirken.
Zu sinnvollen Futterergänzungsmitteln gehören Gaben von:
- Omega-3-Fettsäuren (Lein- und Fischöl)
- Vitamin C, E und Selen (Antioxidantien) mit entzündungshemmender, teilweise schmerzstillender Wirkung
- Glucosamin und Chondroitinsulfat (Grünlippmuschelextrakt), die gleicherweise Bestandteile der Gelenkknorpel und Gelenkflüssigkeit sind
- Collagen Typ I für Regeneration der Gelenkknorpel
- Hyaluronsäure für verbesserte Gleitfähigkeit der Gelenkknorpel
- Lysozym, das Enzym als Katalysator und Aktivator des Immunsystems mit entzündungshemmender Wirkung
- Standardisierte Futterergänzung für kranke Hundegelenke wie bspw. „Ovomet“
Hinweis: Die Fütterung eines veterinärmedizinischen Diätfutters darf nur nach Rücksprache mit einem Tierarzt erfolgen.
Gelenkproblemen des Hundes rechtzeitig vorbeugen – geht das?
Zwar kannst du eine genetisch bedingte, sog. primäre Arthrose nicht aufhalten, aber die Symptome der Arthrose deines Hundes erheblich lindern. Umso eher mit den Gegenmaßnahmen begonnen wird, desto besser. Das gilt ganz besonders für die sog. sekundäre Arthrose, die als Folge anderer Erkrankungen der Gelenke, falscher Fütterung, mangelnder Bewegung oder aus überforderndem Bewegungszwang resultiert.
Zu vorbeugenden Maßnahmen gegen eine Arthrose beim Hund gehören:
Gewichtsreduktion
Wachstumsstörungen
rassen- und altersgerechter Umgang mit deinem Hund
Überbelastung
Sprünge
Schlaf- und Liegeunterlage
Tipps für gelenkschonende Spiele für Jungspunde, arthrosegeschädigte Hunde und Senioren
Für junge, alte oder auch gelenkkranke Hunde eignen sich besonders gut jene gelenkschonenden Spiele, die die Mobilität des Hundes fördern, ohne die Gelenke zu belasten.
Ballspiele
Suchspiele
Wasserspiele
Du siehst: Mit dem nötigen Wissen, der Unterstützung deines Tierarztes und deinem Einfühlungsvermögen steht einem ausgewogenen Hundeleben mit Arthrose fast nichts im Wege.