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Warum die Hirschlausfliege für deinen Hund gefährlich ist

11.08.2023 - Lesedauer: 8 Minuten

Unbekannter Parasit: Was die Hirschlausfliege für deinen Hund gefährlich macht und wie du deinen Hund vor der Hirschlausfliege schützt

Obwohl sie relativ unbekannt ist, ist die Hirschlausfliege kein neuer Parasit: Sie wurde bereits in den Resten der Fellkleidung des Steinzeit-Wanderers Ötzi entdeckt. Wie der Name schon vermuten lässt, hat das Insekt sich auf Hirsche und Rehe sowie auf andere Wildtiere, wie Wildschweine und Dachse, spezialisiert. Der Klimawandel aber hat zu einer massiven Verbreitung der Hirschlausfliege geführt. Das blutsaugende Insekt hat es daher auf alles abgesehen, was Fell hat – wobei ihr im Unterholz stöbernde Hunde zupasskommen. Doch selbst Menschen sind vor ihren schmerzhaften Stichen nicht gefeit. Alles, was du über die Hirschlausfliege wissen musst und wie du deinen Hund vor ihr schützt, liest du in diesem Ratgeber.

Was ist eine Hirschlausfliege?

Die Hirschlausfliege (Lipoptena cervi) – kurz auch Hirschlaus genannt – ist ein Ektoparasit, der vom Blut seines Wirtes lebt. Sie wird auch immer wieder als „fliegende Zecke“ bezeichnet, obwohl das Insekt mit den Spinnentieren außer der Ernährung nichts gemein hat. Sie ist etwas kleiner als eine Stubenfliege und hat im Vergleich zu ihr einen deutlich abgeflachten, rotbraun glänzenden Körper. Auffällig sind ihre sechs starken, hakenförmigen Beine.

Die Hirschlausfliege ist flink: Sie umschwirrt ihr Opfer und sucht nach einer geeigneten Stelle für ihre Blutmahlzeit, sobald sie sich auf ihm niedergelassen hat. Dabei bewegt sie sich blitzschnell durch das Fell und ist gar nicht leicht zu erwischen, selbst wenn du sie siehst. Bei Hunden bevorzugt sie die Stellen hinter den Ohren, an den Innenschenkeln, am Bauch und im Bereich des Rutenansatzes. Hat sie eine Stelle zum Zustechen gefunden, krallt sie sich mit den Widerhaken an ihren Beinen fest, wirft ihr durchsichtiges Flügelpaar ab und fährt ihren Stechrüssel aus.

Der Stich der Hirschlausfliege kann zwischen 15 und 20 Minuten dauern und kann – muss aber nicht – sehr schmerzhaft sein. Die jetzt flugunfähige Hirschlausfliege verlässt ihren Wirt nicht freiwillig wieder. Sie lebt nun im Fell deines Hundes und treibt ihn mit ihrem wilden Gekrabbel in den Wahnsinn. Der Lebenszyklus einer Hirschlausfliege umfasst 13 Monate – im schlechtesten Fall kann sie so lange auf deinem Hund leben.

Zwischen den regelmäßigen Blutmahlzeiten, die das Weibchen nun nimmt, sucht sie sich einen Partner zur Paarung und bringt eine einzige lebende Larve zur Welt, die zu Boden fällt und sich dort rasch verpuppt. Zwischen Oktober und November schlüpft die erwachsene Hirschlausfliege und schließt sich einem Schwarm an, der nach geeigneten Wirten sucht – der Kreislauf beginnt von vorn … Milde Temperaturen begünstigen die Ausbreitung der Hirschlausfliege.

So erkennst du eine Hirschlausfliege

    • • Rotbrauner, glänzender Körper

 

    • • Flacherer und etwas kleinerer Körper als der der Stubenfliege

 

    • • Facettenaugen und Punktaugen

 

    • • Ausgeprägter, spitzer Stechrüssel

 

    • • Starke Widerhaken an allen sechs Beinen

 

    • Ein durchsichtiges Flügelpaar, das abgeworfen wird

Wo kommt die Hirschlausfliege vor?

Vereinfacht kann man sagen: Die Hirschlausfliege kommt dort vor, wo ihre bevorzugten Opfer – Hirsche, Rehe, Wildschweine und Dachse – leben. Den Tag verbringen die scheuen Wildtiere meist in der Tiefe von Eichen-, Kiefern- und Mischwäldern – erst in der Dämmerung bewegen sie sich in Richtung Waldrand und zeigen sich auch im offenen Gelände.

Die Schwärmzeit der Hirschlausfliege liegt vor allem im Spätsommer und Herbst. In dieser Zeit kannst du auch bei der Gassirunde am Waldrand auf die fliegenden Plagegeister treffen. Forschende gehen davon aus, dass sich die Hirschlausfliege in den nächsten Jahren weiterverbreiten wird. Das liegt vor allen Dingen an zwei Faktoren: Zum einen ist Wärme überlebenswichtig für die im Boden verpuppten Larven. Deswegen begünstigen warme Wintermonate die Ausbreitung der Hirschlausfliege. Zum anderen kann auch der in vielen Regionen seit Jahren hohe Schwarzwildbestand zu ihrer Verbreitung beigetragen haben.

Übrigens: Auch Pferde, Kühe, Schafe und Freigängerkatzen werden immer häufiger von Hirschlausfliegen gestochen.

Warum ist die Hirschlausfliege für deinen Hund gefährlich?

Der Stich der Hirschlausfliege an sich ist nicht gefährlich, kann aber unangenehm bis schmerzhaft sein. An der Einstichstelle entsteht nach kurzer Zeit eine blaue, schmerzende Schwellung, die an einen Bluterguss erinnert. Sie juckt mehrere Tage heftig, bis das von der Hirschlausfliege abgesonderte Gift über die Lymphdrüsen abgebaut wird. Dieser Prozess kann bis zu drei Wochen dauern! Auch Pusteln oder eitrige Hautentzündungen können entstehen – umso mehr, wenn dein geplagter Hund sich kratzt.

Wirklich gefährlich wird es, wenn die Hirschlausfliege das Bakterium Bartonella schoenbuchensis auf deinen Hund überträgt. Es kann Fieberschübe, Hautausschläge, grippeähnliche Symptome, Ödeme oder Eiterungen verursachen. Auch allergische Reaktionen auf den Stich der Hirschlausfliege kommen in Betracht.

Da die Hirschlausfliege mehrmals täglich zustechen kann, kann auch ein einzelnes Tier bei deinem Liebling für einen erheblichen Leidensdruck sorgen.

Ist die Hirschlausfliege auch für Menschen gefährlich?
Zwar ist auch der Mensch ein Fehlwirt, doch hungrige Hirschlausfliegen sind nicht wählerisch: Vor allen Dingen im Nacken und auf der Kopfhaut beißen die Insekten sich fest. Die Konsequenzen sind ähnlich wie bei deinem Hund: schmerzhafte, juckende Stiche, Pusteln und eitrige Hautentzündungen.

Ob der Erreger Bartonella schoenbuchensis über die Hirschlausfliege auf den Menschen übertragbar ist, wird derzeit noch erforscht. Teilweise wird behauptet, dass es beim Menschen zu einer Herzmuskelentzündung durch den Stich der Hirschlausfliege kommen könnte – dafür ist die Datenlage jedoch bisher nicht ausreichend.

Jagdvereine empfehlen, beim herbstlichen Waldspaziergang eine Kopfbedeckung und einen Schal zum Schutz vor den Parasiten zu tragen. Verzichten solltest du aber auf Pelzkrägen oder Wildlederkleidung: Die hungrige Hirschlausfliege erkennt den Unterschied nicht – und hat sie sich einmal niedergelassen und ihre Flügel abgeworfen, hat sie nichts mehr zu verlieren und ist schnurstracks auf dem Weg zur nächsten Einstichstelle.

So erkennst du, ob dein Hund von einer Hirschlausfliege gestochen wurde

Die meisten Hunde reagieren schon nervös, wenn die Hirschlausfliege sie umschwirrt. Fängt sie dann an, im Fell herumzukrabbeln, beginnen viele Tiere, aufgeregt zu tänzeln, oder versuchen, sich am Boden zu reiben. Da der Stich sehr schmerzhaft sein kann, reagieren einige Vierbeiner panisch darauf, drehen sich ruckartig um, wollen nicht weitergehen oder versuchen sich durch Kratzen, Beißen und Belecken der schmerzenden Stelle von dem Parasiten zu befreien. Untersuche deinen Hund gründlich, entferne die Hirschlausfliege und beobachte die betroffenen Hautstellen einige Tage lang engmaschig.

Welche Symptome zeigt dein Hund nach dem Biss der Hirschlausfliege?

Achte auf folgende Symptome:

    • • Blau verfärbte, geschwollene Einstichstelle

 

    • • Pusteln

 

    • • Entzündungen

 

    • • Rötungen

 

    • • Ödeme

 

    • • Eiterungen

 

    • • Fieber

 

    • • Grippeähnliche Symptome

 

    • Allergische Reaktionen

So werden Hirschlausfliegen beim Hund behandelt

Wenn dein Liebling von einer Hirschlausfliege gestochen wurde, hängt die weitere Therapie von seinen Symptomen ab. Bei Juckreiz, Schwellungen und Entzündungen kann neben vorsichtigem Kühlen ein Antiphlogistikum – ein Entzündungshemmer – deinem Hund die Beschwerden nehmen. Zeigt dein Vierbeiner eine allergische Reaktion, können Antiallergika die Symptome eindämmen. Ein Fiebersenker, ein Antipyretikum, wird notwendig, wenn dein Hund tatsächlich mit Fieberschüben auf den Stich reagiert. Ergänzend können Schmerzmittel dafür sorgen, dass er sich schnell besser fühlt. Wichtig ist, dass du den Stich tierärztlich abklären lässt, sobald es sich nicht um einen Stich handelt, der durch Kühlen abschwillt und deinem Hund keine Beschwerden bereitet.

Wie du eine Hirschlausfliege beim Hund entfernst

Idealerweise entfernst du die Hirschlausfliege, bevor sie deinen Liebling sticht. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, da die kleinen Krabbeltiere auf ihrem Wirt den Turbo einschalten und fix im Fell verschwunden sind. Ein guter Tipp ist daher, bei Spaziergängen im Herbst einen Flohkamm einzustecken – damit kannst du den lästigen Blutsauger einfach auskämmen, bevor er Schaden anrichten kann.

Hat die Hirschausfliege bereits zugestochen oder dein Hund wurde von mehreren Hirschlausfliegen befallen, hilft Abduschen am besten. Ein lauwarmer, bis kühler sanfter Wasserstrahl hilft auch gleich gegen den Juckreiz. Im Anschluss kannst du die Einstichstellen mit einem Kühlpad kühlen. Schlage Kühlutensilien aber immer in ein Tuch ein, damit die Kälte nicht zu extrem ist, und kühle nicht länger als zehn Minuten am Stück. Dein Hund muss sich außerdem jederzeit der Kälte entziehen können.

Scheitern alle Versuche, die Hirschlausfliege zu entfernen, bleibt dir nur noch der Gang in die Tierarztpraxis.

So kannst du Hirschlausfliegen beim Hund vorbeugen

Eine konsequente Vermeidungsstrategie ist die beste Vorsorge: Hirschlausfliegen fliegen nur kurze Distanzen und halten sich stets in Schwärmen auf. Hast du einen Schwarm entdeckt, merke dir die Stelle und meide sie für einige Wochen. Zwischen Juli und Oktober macht es auch Sinn, generell auf Spaziergänge im Wald und am Waldrand zu verzichten.

Kommst du von einer Gassirunde zurück, kämme das Fell deines Hundes sorgfältig mit einem feinzinkigen Kamm aus. So fallen dir praktischerweise auch andere Parasiten ins Auge. Lebst du in einer Gegend, wo es schwer ist, Hirschlausfliegen-Gebiete zu meiden, kann Hundebekleidung helfen, die empfindlichen Stellen vor Stichen zu schützen. Achte aber im Sommer darauf, dass es deinem Hund auf keinen Fall zu warm wird! Atmungsaktive, dünne Stoffe oder Kühlkleidung eigenen sich im Sommer am besten.

Laut Angaben einiger Hersteller sollen Spot-On-Präparate gegen gängige Parasiten, wie Flöhe, Zecken und Milben, ebenfalls helfen, Hirschlausfliegen von deinem Liebling fernzuhalten. Ein spezielles Präparat zur Abwehr der Hirschlausfliege gibt es bisher nicht. Aber glücklicherweise sind im Spätsommer und Frühherbst auch Ausflüge an den See und auf die Wiese mindestens genauso schön wie in den Wald – so kann euch die Hirschlausfliege den Spaß nicht vermiesen!