Yorkshire Terrier – eigenwilliger Abenteurer im Kleinformat
13.08.2023 - Lesedauer: 8 Minuten
Unter dem Schleifchen, das er keck auf dem Kopf trägt, blitzen niedliche Knopfaugen hervor, denen nichts entgeht. So kennt man den Yorkshire Terrier aus dem Fernsehen. Man könnte ihn für ein Kuscheltier halten, aber weit gefehlt: Der Yorkshire Terrier ist ein agiler Action-Hund mit starkem Charakter. Dabei ist er sicher kein einfacher Mitbewohner für unerfahrene Halter, die sich von dem resoluten Energiebündel einschüchtern lassen. Doch hat der Yorkshire Terrier dich als Anführer akzeptiert, ist er ein fröhlicher und treuer Begleit- und Gesellschaftshund, mit dem du durch dick und dünn gehen kannst.
- Vom Rattenjäger zum Edelhund
- Wesen und Charakter des Yorkshire Terriers
- Erziehung des Yorkshire Terriers
- Haltung des Yorkshire Terriers
- Ist der Yorkshire Terrier ein „Kläffer“?
- Yorkshire Terrier: Größe und Gewicht
- Arten und Farben des Yorkshire Terriers
- Pflege des Yorkshire Terriers
- Was du über die Gesundheit des Yorkshire Terriers wissen musst
- Yorkshire Terrier kaufen
- Steckbrief Yorkshire Terrier
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Vom Rattenjäger zum Edelhund
Der Yorkshire Terrier hat eine nahezu märchenhafte Karriere hinter sich. Mit der Industrialisierung kamen zahlreiche schottische Arbeiter vom Land in die großen englischen Städte. Sie brachten ihre einheimischen Hunde wie den Skye Terrier und den mittlerweile ausgestorbenen Clydesdale mit. Schließlich kam es in den Industriestädten der nordenglischen Grafschaft Yorkshire zur gezielten Züchtung von kleinen Terriern. Bei den damaligen Züchtern handelte es sich um die weniger privilegierte Bevölkerung beziehungsweise um Arbeiter. Den Terrier brauchten sie als Arbeitshund: Sein Job war es, in Haushalten, Kellern und den damals entstehenden Fabrikhallen Ratten und Mäuse zu verbeißen. Arbeitsplatz des Yorkshire Terriers waren dunkle, enge und unübersichtliche Gelände, wo er jederzeit auf wehrhafte Nagetiere treffen konnte. Später setzten die Arbeiter den Hund auch zur Jagd auf Kaninchen ein.
Dann wurde die Oberschicht auf den drolligen kleinen Kerl aufmerksam und holte ihn als Schoßhund in die feinen Salons. Der Verkauf an den Adel erwies sich für die Bauern und Arbeiter als gutes Geschäft. 1874 kam es zur Eintragung der Rasse ins Zuchtbuch. Die offizielle Anerkennung folgte jedoch erst 1886. Der Yorkie etablierte sich als beliebtester Zwerghund der Briten. Seine Bekanntheit wuchs auch außerhalb der Landesgrenzen. 1970 kam es zum regelrechten Hype um den kleinen Hund. Seine genaue genetische Geschichte lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren; zu viele Rassen wurden im Laufe der Zeit eingekreuzt. Als Stammvater gilt der Show-Rüde Huddersfield Ben. Er stammte von einem Terrier-Rüden namens Old Crab und einer Hündin mit dem Namen Kitty ab.
Von der Gasse in die High Society: Noch heute erfreut sich der Yorkshire Terrier großer Beliebtheit als frecher, liebevoller Begleiter. Auch als Therapiehund in Kliniken, Senioren- und Pflegeheimen verbreitet das Energiebündel positive Stimmung.
Wesen und Charakter des Yorkshire Terriers
Der Yorkshire Terrier ist ein Hund mit starkem Charakter. Er begegnet seiner Umgebung wachsam und furchtlos und ist stets bereit, sich und seine Familie zu verteidigen. Diese Eigenschaften und die erstaunlich laute Stimme sind typische Wesenszüge von Terriern und der Grund dafür, dass der unerschrockene Hund nicht in Anfängerhände gehört. Bei früher Sozialisation ist er grundsätzlich gut verträglich mit Kindern und anderen Tieren. Sich seiner eigenen Größe offenbar nicht bewusst, tritt er selbstsicher auch größeren Artgenossen entgegen. Seinen menschlichen „Boss“ liebt der Yorkshire Terrier und belohnt ihn mit großer Anhänglichkeit und seiner lustigen Art. Mit aktivem und lebhaftem Temperament ist der Yorkshire Terrier alles andere als ein häuslicher Sofahund: Der Kleine braucht Abenteuer und spannende Spaziergänge.
Erziehung des Yorkshire Terriers
So klein er ist – der Yorkshire Terrier ist kein Tier für unerfahrene Halter. Der Hund weiß genau, was er will, und hat eigene Pläne. Du solltest den wuscheligen Trotzkopf schon im Welpenalter konsequent erziehen, führen und ihm feste Regeln und deutliche Grenzen setzen, damit er nicht zum Terrorzwerg wird. Anfänger fühlen sich mit dieser Aufgabe oft überfordert. Denn der Yorkie verfügt über keinen ausgeprägten „will to please“ – Willen zu gefallen –, was seine Erziehung nicht einfach macht. Daher braucht der kleine Vierbeiner einen Chef, der ihm zeigt, wo es lang geht. Seine Bezugsperson muss sich gut durchsetzen können. Wegen seines niedlichen Aussehens kommen viele in die Versuchung, den Yorkie zu verwöhnen und zu verhätscheln. Das solltest du unbedingt unterlassen. Wie jeder andere Hund muss er lernen, sich anständig zu benehmen – sei das gegenüber anderen Hunden oder Menschen oder generell im Alltag mit dir. Selbst für erfahrene Hundehalter bietet sich Unterstützung aus einer Hundeschule oder von einem professionellen Hundetrainer an.
Haltung des Yorkshire Terriers
Um seinen Bewegungsdrang und seine Intelligenz auszulasten, braucht der Yorkshire Terrier viel Bewegung. Aufgrund seiner Größe nimmst du ihn problemlos überall mit hin und erkundest neue Gassi-Reviere. Behalte ihn allerdings immer im Blick, denn der kleine Racker reißt wegen seines ausgeprägten Jagdtriebes gerne mal ins Unterholz aus. Außerdem liebt er es, zu graben. Es empfiehlt sich, ihm dazu die Gelegenheit draußen zu geben – denn sonst verschafft er sie sich selbst. Über das Ergebnis bist du dann vielleicht nicht allzu glücklich. Als mögliche Beschäftigungen eignen sich Such- und Jagdspiele. Ebenso lässt sich der Yorkie mit einer verspielten Art schnell für Agility-Parcours oder Apportierspiele begeistern. Wenn du ihm abwechslungsreiche Beschäftigung bietest, hast du einen ausgeglichenen und umgänglichen Hund an deiner Seite. Sein handliches Kleinformat macht ihn geeignet für die Wohnungshaltung – vorausgesetzt, er kommt ausreichend oft ins Freie, um seiner Energie freien Lauf zu lassen.
Kaum ein Hund bleibt gerne allein zu Hause, da bildet der Yorkshire Terrier keine Ausnahme. Einen ausgewachsenen Yorkie kannst du bis zu fünf Stunden sich selbst überlassen. Viel länger sollte es möglichst nicht sein. Das Alleinbleiben musst du natürlich erst üben. Damit fängst du am besten in kleinen Schritten im Welpenalter an. Sobald du wieder zurück bist, spiel eine Runde mit ihm, geht spazieren oder widme deine Zeit anderweitig deinem kleinen Freund.
Was bei anderen Hunden albern aussehen würde, ist ein Markenzeichen des Yorkshire Terriers: Die langen Haare am Kopf steckst du mit einem Schleifchen oder einer Haarspange hoch, damit dein Hund auch sehen kann, wohin ihn seine nimmermüden Pfoten tragen.
Ist der Yorkshire Terrier ein „Kläffer“?
Yorkshire Terrier haben den Ruf als Kläffer. Tatsächlich spielt er sich gerne ein wenig auf. Durch seine Wachsamkeit, gepaart mit seinem Selbstbewusstsein und seinem Beschützerinstinkt, neigt er dazu, andere Hunde, Besucher oder überhaupt jedes Geräusch im Treppenhaus lautstark zu kommentieren. Unterbindest du dieses Verhalten nicht von Anfang an konsequent, entwickelt er sich zum Kläffer, der ständig Ärger anfängt und provoziert. Zeige deinem Yorkie klar, welches Verhalten erwünscht ist und welches nicht. Sorge zudem dafür, dass er sich möglichst früh an Menschen jeder Größe sowie Kinder und Artgenossen gewöhnt. Zu dem Zweck eignet sich zum Beispiel eine Hundeschule. Wenn du deinen kleinen Vierbeiner konsequent erziehst und gut auslastest, wird er zum nervenstarken Begleiter für den Alltag.
Yorkshire Terrier: Größe und Gewicht
Der Yorkie zählt mit einer Größe von rund 20 Zentimetern Schulterhöhe und einem Gewicht bis zu 3,5 Kilogramm zu den Zwerg-Terriern. Deshalb trägt er den Namen Mini Yorkshire Terrier. Es gibt allerdings Züchter, die den kleinen Hund in eine „Yorkshire Terrier Mini“-Version verzwergen. Diese solltest du nicht unterstützen, denn die Mini-Hunde sind gesundheitlich sowie verletzungstechnisch um einiges anfälliger als ihre normal großen Rassen-Genossen. Um hier entgegenzuwirken, wurde vom Verband für deutsches Hundewesen (VDH) ein Mindestgewicht von 2,4 Kilogramm für ausgewachsene Yorkshire Terrier festgelegt. Alles andere fällt unter den Begriff „Qualzucht“.
Arten und Farben des Yorkshire Terriers
1984 entdeckte die Familie Biewer aus Hirschfeld in ihrem Wurf zweier reinrassiger Yorkshire Terrier einen Welpen mit weißen Flecken. Diese Zeichnung gilt als Farbfehler der Rasse, die stahlblau mit helleren Brust- und Kopfpartien sein soll. Die Biewers beschlossen jedoch, genau jenes Merkmal der weißen Flecken zu selektieren. So entstanden die Biewer Yorkshire Terrier. Sie bilden eine eigene Rasse, die allerdings noch keine offizielle Anerkennung gefunden hat. Die drei Farben des Biewer Yorkshire Terriers – Schwarz, Gold und Weiß – verteilen sich gleichmäßig über den Körper. Ein ausgewachsener Biewer hat eine Schulterhöhe zwischen 22 und 25 Zentimetern.
Pflege des Yorkshire Terriers
Dem seidigen, langen Fell deines Yorkshire Terriers musst du besondere Pflege zukommen lassen. Neben täglichem Bürsten und Kämmen kann der Hund bei Bedarf gelegentlich gebadet werden. Benutze hierfür ein spezielles Hundeshampoo aus dem Fachhandel, das die Struktur des Terrier-Haares stärkt. Beim Futter solltest du aufpassen: Der Yorkshire Terrier hat ein sehr sensibles Verdauungssystem und verträgt Futterwechsel nicht gut. Hast du dich einmal für eine Marke entschieden, solltest du diese – wenn möglich – beibehalten.
Was du über die Gesundheit des Yorkshire Terriers wissen musst
Die Rasse neigt zu verschiedenen Erkrankungen. Dazu gehören:
- Patellaluxation (die Kniescheibe springt häufig aus ihren Rahmen)
- Augenentzündungen (zum Beispiel durch das lange, herabhängende Fell)
- Bronchitis
- Lymph-Erkrankungen
- Zahnprobleme wie Karies, Entzündungen und Doppel-Gebiss
- Hautallergien
- Luftröhrenkollaps (einem Geschirr sollte daher der Verzug gegenüber Halsbändern gegeben werden)
- Herzprobleme
- Verdauungsprobleme
Ein Yorkie wird aber durchaus bis zu 15 Jahre alt– oder sogar älter.
Yorkshire Terrier kaufen
Hast du dich für einen Yorkie entschieden, dann suche dir einen seriösen Züchter, der keine Mini-Welpen anbietet. Bestenfalls gehört der Züchter einem Zuchtverein des VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) an. Erkundige dich vorab über Gesundheitsuntersuchungen der Elterntiere sowie der Welpen. Besuche den Züchter mehrmals und schau dir die Umgebung in Ruhe an. Zögere nicht, viele Fragen zu stellen. Wenn alles stimmt, kostet ein Yorkshire Terrier-Welpe mit Papieren zwischen 1.000 und 1.500 Euro.
SteckbriefYorkshire Terrier
Rasse | Yorkshire Terrier |
Herkunft | Großbritanien |
Klassifikation | Gruppe 3 Terrier, Sektion 4 Zwerg-Terrier |
Größe | circa 20 Zentimeter Schulterhöhe |
Gewicht | 2,4 bis 3,5 Kilogramm |
Körperbau | klein, kompakt, aufrechte Haltung |
Augen | dunkle Knopfaugen |
Ohren | V-förmig aufstehend |
Fell und Farbe | mittellanges bis langes Fell, seidig glänzend; Farbe Stahlblau mit goldfarbenem Kopf- und Brusthaar |
Besonderheiten | sensible Verdauung |
Charakter | lustig, willensstark, temperamentvoll, mutig, anhänglich, stur, eigensinnig |
Pflege | täglich bürsten und kämmen, beim Baden spezielles Shampoo verwenden |
Gesundheit | Neigung zu Patellaluxation, Augenentzündungen, Bronchien- und Lymph-Erkrankungen, Zahnproblemen, Hautallergien, Herzproblemen, Luftröhrenkollaps |
Sieh dir auch diese kleineren Terrierarten an:
- Cairn Terrier: Die Schotten haben ein Herz für Terrier und neben anderen Rassen auch den Cairn Terrier gezüchtet. Der Hund sollte vielseitig sein, aufmerksam, mutig und dennoch freundlich zur eigenen Familie. Der wuschelige Schotte erfüllt all diese Ansprüche und überzeugt mit einer gelungenen Mischung.
- Jack Russel Terrier: Er ist klein, flink und begeistert mit seiner drolligen Art: Der Jack Russell Terrier ist ein charmanter Clown und dabei ausgesprochen schlau. Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der kleine Hund eine konsequente Erziehung und einen erfahrenen Halter benötigt.
- Manchester Terrier: Der Manchester Terrier gilt als eine der ursprünglichsten britischen Hunderassen. Seine Passion und Aufgabe war die Rattenjagd. Bis heute liegt ihm dieser Jagdtrieb im Blut, weshalb der elegante, schwarz-braun gefärbte Terrier eine sehr gute Erziehung benötigt.
- Norfolk Terrier: Der Norfolk Terrier macht mit seinem welligen, langen Fell und dem lustigen Gesicht einen unglaublich sympathischen ersten Eindruck. Der hält sich genau so lange, bis der Terrier eine Katze entdeckt und allen Rufen zum Trotz jagend davonzischt.
- Norwich Terrier: Der Norwich Terrier ist eine der kleinsten Terrier-Rassen. Er hat sich in den letzten Jahrzehnten vom Jagdhund zum Familien- und Begleithund entwickelt. Dennoch – das Terrier-Erbe lässt sich nicht leugnen: Der Norwich Terrier ist für jeden Spaß zu haben.
- Parson Russell Terrier: Du suchst nach einem sportlichen und fröhlichen Hund, bist ein aktiver Mensch, vielleicht mit Familie und Kindern? Wenn du zudem ein wenig Hunde-Erfahrung mitbringst, dann ist der Parson Russell Terrier dein idealer Kandidat.
- Patterdale Terrier: Mit einem Patterdale Terrier an deiner Seite wird das Leben mit Hund nie langweilig! Die quirligen Vierbeiner bringen all ihre Energie und Lebensfreude in einen aktiven Alltag ein. Nach einem langen Tag an der frischen Luft und viel Bewegung genießen sie Zeit mit ihrer Familie.
- Welsh Terrier: Der Welsh Terrier gehört zu den seltensten Terrierrassen der Welt. Seine Wurzeln könnten bis zu den Kelten zurückgehen. In den letzten Jahrzehnten hat sich seine Aufgabe von der Jagd zum Begleithund gewandelt. Die intelligenten Kleinhunde sind liebenswerte Familienmitglieder.