Hunde artgerecht beschäftigen und auslasten
05.05.2023 - Lesedauer: 6 Minuten
Als engagierter Hundehalter stolpert man immer wieder über die beiden Begriffe „artgerechte Beschäftigung“ und „Auslastung für Hunde“. Meist gefolgt von einer Vielzahl an Beschäftigungsmöglichkeiten für Vierbeiner. Welche davon sind aber die richtigen für deinen Hund? Und was ist damit eigentlich gemeint? Genau das, erfährst du hier.
- Was bedeutet artgerechte Beschäftigung und Auslastung?
- Wie lastest du deinen Hund geistig aus?
- Was ist die richtige körperliche Auslastung?
- Wie setzt du die soziale Auslastung um?
- Wieviel rassespezifische Auslastung braucht dein Hund?
- Wie merkst du, ob dein Hund sich langweilt oder überfordert ist?
- Wie viel Zeit musst du einplanen?
Was bedeutet artgerechte Beschäftigung und Auslastung?
Die Begriffe Beschäftigung und Auslastung werden in diesem Kontext häufig zu wörtlich genommen. Es geht nicht darum, dass dein Hund sich mit etwas beschäftigt, bis er müde ist. Im Englischen wird dafür der schöne Begriff „canine enrichment“ verwendet – es geht also um eine Bereicherung des Hundelebens. Darum, den Hundealltag mit Optionen zu füllen, die es deinem Vierbeiner ermöglichen, sich im Rahmen seines natürlichen Verhaltensspektrums zu entfalten. Denn natürliche Verhaltensweisen zu üben, gehört zu den Grundbedürfnissen deines Hundes.
Eine sinnvolle Beschäftigungsstrategie fußt auf vier Säulen
Idealerweise greifen diese vier Komponenten wie Zahnräder ineinander. Falls du jetzt erschrickst: Das Ganze muss nicht hochkompliziert sein! Im Gegenteil – zu den natürlichen Verhaltensweisen unserer Haushunde zählen Dinge wie rennen, buddeln, sich wälzen, hinterherhetzen, Fährten aufnehmen, Futter erarbeiten, Reviere verteidigen, mit Artgenossen spielen und auch lange und ausgiebig schlafen. Dein Hund erwartet von dir kein 24/7 Animationsprogramm. Was er sich von dir als Rudelchef wünscht ist, dass du in deinen Alltag Aufgaben integrierst, die er mit seinen Mitteln lösen kann, ihm den Freiraum gibst ein Hund zu sein das alles innerhalb eines Rudels, in dem er seinen Platz kennt.
Wie lastest du deinen Hund geistig aus?
Hunde sind bis ins hohe Alter neugierige Tiere, die in der Lage sind, erstaunliche Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Fördern wir ihre kognitiven Fähigkeiten nicht, verkümmern sie. Genau darum geht es, bei der geistigen Auslastung – deinen Vierbeiner mit Aufgabenstellungen zu konfrontieren, die er lösen darf. Bau kleine „Challenges“ in den Hundealltag ein. Dafür eigenen sich Hundespiele zuhause genauso wie in der Natur: Nasenarbeit, Apportierspiele, Intelligenz- und Geschicklichkeitsspiele, Suchspiele, Versteckspiele sowie jegliche Trainingssituationen, die ihm den Freiraum lassen, mitzudenken und seine Handlungsmöglichkeiten frei zu wählen. Besonders an den Problemlösungsstrategien von Hunden ist übrigens, dass sie häufig auf die Kooperation mit dem Menschen ausgerichtet sind. Hunde fordern aktiv die Hilfestellung ihres Halters ein und können menschliche Mimik und Zeigegesten hervorragend interpretieren. Deswegen macht es so viel Spaß mit Hunden zu spielen! Aber geistige Auslastung macht nicht nur Spaß, sie hält auch mental fit: Es gibt Hinweise darauf, dass regelmäßige Beschäftigung und geistige Stimulation das Auftreten von demenzartigen Symptomen im Alter verzögert und verlangsamt.
Was ist die richtige körperliche Auslastung?
Zwei Faktoren bestimmen hier maßgeblich die Antwort: der Gesundheitszustand und das Alter deines Vierbeiners. Ein häufiger Trugschluss ist, dass Senioren geschont werden müssten. Zwar ist es richtig, dass man einer Grauschnauze keine sportlichen Höchstleistungen abverlangen muss, aber durch zu wenig Bewegung schwinden vor allem die Muskeln und die Gelenke werden nicht ausreichend durchbewegt. Auf ein gutes Maß kommt es an. Denn auch das Gegenteil ist kontraproduktiv – selbst bei topfitten Jungspunden. Es geht nicht darum, den Hund auszupowern bis er umkippt, sondern ihn artgerecht zu bewegen. Dazu reicht häufig eine ausgiebige Gassirunde in der freien Natur – am besten ohne Leine. Gesunde Hunde laufen vielleicht auch gern am Fahrrad oder haben Spaß am Hundeschwimmen im kühle Nass.
Wie setzt du die soziale Auslastung um?
Zu einem glücklichen Hundeleben gehört der Kontakt zu Artgenossen. Kommt kein Zweithund infrage, ist es wichtig, dass dein Hund auf andere Weise vierbeinige Spielkameraden findet. Denn auch die Kommunikation und das Verhalten unter Hunden will geübt sein! Verbringt dein Hund zu wenig Zeit mit Artgenossen, kann er deren Köpersprache fehlinterpretieren und mit Angst und Aggression reagieren. Tipp: Solltest du keine verträglichen Hunde in deiner Umgebung kennen, lohnt sich ein Blick in die sozialen Netzwerke. Dort findest du in fast jeder Region Hundegruppen, die sich zu gemeinsamen Aktivitäten treffen.
Wieviel rassespezifische Auslastung braucht dein Hund?
Rassespezifisch ausgelastet ist dein Hund, wenn er den Aktivitäten nachgehen kann, für die er ursprünglich gezüchtet wurde. Da das häufig nicht möglich ist, liegt es an dir, passenden Ersatz zu finden. So wird sich ein Retriever sicher mit Apportierspielen wie dem Dummytraining anfreunden können, ein Husky mit dem Zughundesport und ein Hütehund mit einer Partie Treibball. Oft hilft es auch, ein Playdate mit einem Hund derselben Rasse zu vereinbaren. Windhunde veranstalten lustige Laufspiele, Terrier Buddelspiele mit viel Showknurren und Boxer lieben Ball- und Zerrspiele.
Bei manchen Arbeitsrassen kann es sehr schwierig sein, echten Ersatz zu finden. Herdenschutzhunde zum Beispiel, wollen selbständig eine Herde und ein Territorium sichern. Das lässt sich in kaum einem Szenario umsetzten. Im Interesse der Tiere, solltest du von einer Anschaffung absehen, wenn du ihnen kein artgerechtes Leben bieten kannst.
Wie merkst du, ob dein Hund sich langweilt oder überfordert ist?
Bekommen Hunde zu wenig Stimulation für die grauen Zellen oder sind durch zu viel Action im Dauererregungszustand, schlägt sich das früher oder später im Verhalten nieder. Interessanterweise sind die Anzeichen für Langeweile und Frust häufig dieselben wie für Überforderung und Überstimulation.
Diese Verhaltensweisen deuten auf Langeweile oder Überforderung hin:
- Dein Hund ist hyperaktiv und kommt schlecht zur Ruhe.
- Er bellt anhaltend ohne Grund.
- Er ist übermäßig anhänglich.
- Er verhält sich impulsiv, ist reizbar und hat wenig Geduld.
- Er hört nicht mehr auf deinen Abruf und sucht eigene Abenteuer.
- Er beleckt oder beknabbert Pfoten oder andere Körperteile.
- Er zerstört oder benagt Möbel und Gegenstände.
- Er zeigt Stereotypien, wie seinen Schwanz jagen.
- Er ist antriebslos und wirkt deprimiert.
- Er hat keinen oder übermäßigen Appetit.
- Er hat neue Ängste und erholt sich schlecht nach Stresssituationen.
Wichtig: Natürlich können auch medizinische Gründe für diese Verhaltensweisen vorliegen. Kontaktiere im Zweifel immer deinen Tierarzt.
Wie viel Zeit musst du einplanen?
Eine pauschale Antwort ist nicht möglich. Zu unterschiedlich sind die Bedürfnisse der einzelnen Rassen und – nicht zu vergessen – der individuellen Hundepersönlichkeiten. Wichtig ist, dass du in deinem Tagesablauf feste Zeiten für deinen vierbeinigen Begleiter einplanst. Drei Gassirunden, die insgesamt mindestens zwei Stunden ergeben sind ein guter Anfang. Schaffe Platz auf der Tagesordnung für Spielzeiten und vertrau deinem Bauchgefühl. Und vergiss auch die Kuschelzeiten nicht! Faulenzen steht auf der Rangliste der Hundehobbys weit oben: 12-14 Stunden schläft dein Vierbeiner pro Tag. Irgendwann muss man (hund) all diese Erlebnisse ja schließlich auch verarbeiten!
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