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Feline infektiöse Peritonitis (FIP) bei Katzen – tödliche Bauchfellentzündung

12.08.2023 - Lesedauer: 6 Minuten

Eine Katze ist in eine Decke eingewickelt und hängt am Tropf

Wenn deine Katze plötzlich apathisch wird und fiebert, wenig frisst und ihr Bauch trotzdem anschwillt, solltest du aufmerksam werden. Womöglich ist bei deinem Stubentiger eine der gefürchtetsten Katzenkrankheiten ausgebrochen: FIP, eine ansteckende Form der Bauchfellentzündung, die durch eine Virusmutation ausgelöst wird. FIP kann jede Katze treffen und hat, einmal akut ausgebrochen, bislang kaum Heilungsaussichten. Eine vorbeugende Schutzimpfung ist möglich, ihr Nutzen ist jedoch unter Experten umstritten.

Was ist FIP bei Katzen?

Die Abkürzung FIP steht für die „feline infektiöse Peritonitis”; eine ansteckende Krankheit, die sich klinisch in der Entzündung des Bauchfells äußert und gelegentlich auch das Brustfell angreift. Damit ist nicht etwa das Haarkleid deiner Katze gemeint, sondern die Auskleidung der Körperhöhlen, also die Hülle, in der die inneren Organe in Bauch- und Brustraum liegen. Diese Schutzhaut ist sehr sensibel und enthält Blut- und Lymphzellen sowie Nerven. Auslöser der weltweit verbreiteten Infektionskrankheit FIP ist eine aggressive Mutation des felinen Coronavirus.

Wo Katzen auf engem Raum leben – zum Beispiel in Tierheimen oder Tierpensionen –, sind feline Coronaviren weit verbreitet. Sie befallen den Magen-Darm-Trakt und verursachen Verdauungsbeschwerden, die meist mild verlaufen. Bis zu 70 Prozent der Katzenpopulation sind Träger des felinen Coronavirus. Doch das feline Coronavirus an sich ist nicht das Problem: Erst wenn es im Darm der Katze zum FIP-Virus mutiert, wird es gefährlich. Diese Mutation findet aber glücklicherweise nur selten statt: Nur fünf bis zehn Prozent der Katzen, die das feline Coronavirus in sich tragen, erkranken an FIP. Das FIP-Virus konnte übrigens nicht nur bei Hauskatzen nachgewiesen werden: Auch bei Großkatzen wie Löwen und Leoparden kommt diese Virusmutation des felinen Coronavirus vor.

Eine Katze wird vom Tierarzt untersucht

Wie infizieren sich Katzen mit FIP?

Katzen infizieren sich nicht mit dem FIP-Virus selbst. Er entsteht erst durch die Mutation von felinen Coronaviren, die besonders Katzen, die auf engem Raum mit Artgenossen leben, in sich tragen. Feline Coronaviren werden vornehmlich über den Kontakt mit Kot, Speichel oder Nasensekret eines infizierten Artgenossen aufgenommen. Auch eine direkte Übertragung von Katze zu Katze ist über Speichel von Maul zu Maul oder vom Maul zur Nase möglich – viele Kitten stecken sich zum Beispiel beim intensiven Kontakt mit ihren Müttern an. Eine zusätzliche Gefahr stellen kontaminierte Gegenstände dar: Außerhalb eines Wirtskörpers ist das feline Coronavirus bis zu sieben Wochen überlebensfähig. Selbst Menschen können zu Zwischenträgern werden und das Virus auf die Katze übertragen. Eine Ansteckungsgefahr von Tier zu Mensch besteht aber nicht.

Eine getigerte Katze mit rotem Halsband schläft auf dem Boden liegend

Wie unterscheiden sich die feuchte und die trockene Form von FIP?

FIP bewirkt Entzündungen im ganzen Körper. Die Veterinärmedizin unterscheidet bei FIP zwischen zwei Formen, einer feuchten und einer trockenen Form. Welche Form ausbricht oder überwiegt, ist abhängig von der Immunantwort der Katze. Auch Mischformen der beiden Varianten kommen vor.

In erster Linie befällt das FIP-Virus Zellen des Immunsystems. Bei der feuchten Form bilden sich sogenannte Immunkomplexe. Sie entstehen durch die Reaktion der Körpers auf das Virus. Sie siedeln sich in den Blutgefäßen an und verursachen eine Entzündung der Blutgefäße. Im Verlauf tritt aus den entzündeten Blutgefäßen Flüssigkeit aus, die sich in Körperhöhlen wie dem Bauch- oder Brustraum sammelt.

Bei der trockenen Form treten knötchenartige Veränderungen (Granulome) und Entzündungen an Organen wie Leber, Niere und Milz auf. Die trockene Form wird in zwei Varianten unterteilt: die okuläre und die neurologische Form. Bei der okulären Form sind vor allem die Augen betroffen und bei der neurologischen Form das Nervensystem – beide Formen können auch gleichzeitig auftreten.

Welche FIP-Symptome zeigt die erkrankte Katze?

Beiden Formen gehen ein gestörtes Allgemeinbefinden, Appetitlosigkeit, anhaltendes Fieber oder erhöhte Temperatur, Schnupfen, tränende Augen und Abmagerung voraus. Besonders das chronische Fieber kann bei einer jungen Katze ein erstes Alarmzeichen für einen Krankheitsausbruch sein.

In der feuchten Form von FIP kommt es in Folge der entzündeten Blutgefäße zu Flüssigkeitsansammlungen in der Bauch- oder seltener in der Brusthöhle, die sich durch deutliches Anschwellen des Katzenkörpers nach außen hin zeigen. Du erkennst die feuchte Form von FIP besonders gut daran, dass der Bauch deiner Katze birnenförmig aussieht, wenn du sie anhebst. Die freie Flüssigkeit sammelt sich durch das Anheben im unteren Bauchraum und die Birnenform entsteht. Aufgrund der Kompression der Organe durch die Flüssigkeit kann es unter anderem zu Atemnot kommen.

In der trockenen Form spielt die Feuchtigkeitsansammlung eine geringere Rolle, stattdessen bilden sich Gewebeknoten an den Entzündungsherden, die vornehmlich in Bauch- und Brustfell und inneren Organen, aber auch Gehirn oder Augen auftreten können. Gelbsucht, diverse Augenerkrankungen, Blutarmut oder neurologische Ausfälle wie Krämpfe, Verwirrung und Lähmungen können hinzukommen.

Wie wird FIP diagnostiziert?

FIP ist eine diagnostische Herausforderung – der Nachweis kann schwierig sein. Es können zwar Antikörper gegen das feline Coronavirus nachgewiesen werden, was aber nicht gleichbedeutend mit FIP ist. Hinweise geben veränderte Laborwerte im Blutserum in Zusammenhang mit den Symptomen. Zudem ist die Untersuchung eines vorhandenen Ergusses oder eine Biopsie von entzündetem Gewebe zum Nachweis möglich. Da die klinischen Symptome besonders bei der trockenen Form unspezifisch sind, wird eine FIP-Erkrankung häufig erst spät erkannt.

Wie sieht die Therapie bei FIP aus?

Mit einer Therapie, die die Symptome behandelt, bestehend aus Entzündungshemmer und Immunsuppressiva, können Tierärzt:innen zwar Zeit gewinnen, die betroffene Katze jedoch nicht heilen. Ob eine derartige symptomatische Behandlung Sinn macht, muss vom Allgemeinzustand und der Lebensqualität der betroffenen Katze abhängig gemacht werden.

Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Ein neues antivirales Medikament verspricht Heilung. Es handelt sich um einen Protease-Inhibitor, der in der Lage sein soll, die Viren zu zerstören. Allerdings fehlen bisher noch die groß angelegten erforderlichen Langzeitstudien für die Zulassung des Virostatikums. Die bisherige Studienlage ist jedoch vielversprechend: Forscher der University of California konnten mit dem Medikament in ihrer Studie 90 Prozent der 31 an FIP erkrankten Katzen heilen. Das Team um Katrin Hartmann von der Ludwig-Maximilians-Universität in München erreichte bei den 18 der behandelten Katzen eine hundertprozentige Heilung. Erforscht werden muss auch noch, ob nach Absetzen des Medikaments kurz- oder langfristig ein Rückfall erfolgt.

Gibt es eine FIP-Impfung und wie wirkt sie?

Die vorbeugende Impfung gegen FIP ist prinzipiell möglich, wird aber in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Das Impfserum – das nicht durch eine Injektion, sondern Einträufeln in die Nase als potenziellem Einfallstor für das Virus verabreicht wird – ist wirkungslos, wenn die Katze bereits Träger des felinen Coronavirus ist. Vor einer Impfung sollte dies getestet werden. Sinnvoll ist nach vorherrschender Expertenmeinung eine FIP-Impfung bei Freigängern und Wohnungskatzen, die auf zufällig eingeschlepptes kontaminiertes Material reagieren könnten.

Wie sieht bei einer FIP-Katze die Lebenserwartung aus?

FIP befällt meist jüngere Katzen im Alter zwischen 6 und 24 Monaten sowie Katzen-Senioren. Wenn deine Katze mit felinen Coronaviren infiziert ist, bestehen gute Chancen, dass die Virusmutation zum FIP-Virus nicht stattfindet und die Krankheit nicht zum Ausbruch kommt. Schätzungen zufolge erkranken nur fünf bis zehn Prozent der mit dem felinen Coronavirus infizierten Tiere. Der Ausbruch der FIP-Erkrankung hängt mit dem allgemeinen Immunstatus zusammen: Bei Katzen mit gut aufgestelltem Abwehrsystem ist das Risiko deutlich geringer. Andere Erkrankungen oder Stressfaktoren können hingegen den Ausbruch begünstigen.

Ist FIP jedoch akut, stehen die Überlebenschancen der betroffenen Katze leider sehr schlecht. Die mittlere Restlebenszeit beträgt neun Tage; nur fünf Prozent der erkrankten Tiere leben noch länger als ein Jahr. Eine wirksame Therapie, die zur Genesung führt, gibt es leider noch nicht, es wird aber daran geforscht.

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