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Wie alt wird ein Pferd?

05.05.2023 - Lesedauer: 6 Minuten

Zwei Pferde auf dem Feld

Bei manchen Haustieren hat auch ein Laie eine ungefähre Vorstellung davon, welche Lebenserwartung sie haben. Dass Schildkröten und Papageien zuweilen ihre Besitzer überleben, ist bekannt, und dass Nagern wie Mäusen und Hamstern nur ein kurzes Leben vergönnt ist, ebenfalls. Aber wie alt wird ein Pferd? Welches Alter können Großpferde und Ponys erreichen – und von welchen Faktoren hängt das ab? Hier liest du spannende Fakten über Pferde und ihre Lebensphasen.

Verspieltes Fohlen

Wie alt werden Pferde in freier Wildbahn?

„Echte“ Wildpferde gibt es auf der Welt leider nicht mehr. Neuere Forschungen haben selbst die mongolischen Przewalski-Pferde (einst Paradebeispiel für urtümliche Wildpferde) als „verwilderte“ domestizierte Pferde einer Kupferzeit-Kultur identifiziert. Auch Wildpferde wie Mustangs und die berühmten Dülmener Wildpferde sind tatsächlich „wild lebende“ Hauspferde.

Eine Aussage über die natürliche Lebenserwartung von „Wildpferden“ lässt sich aus diesem Grund nicht treffen. Ausgehend von ihren zahmen Vorfahren dürfte ein biologisch erreichbares Alter von etwa 20 Jahren realistisch sein. Unfälle, Krankheiten, Bejagung durch Menschen und Beutegreifer senken faktisch den Durchschnitt.

Welche Rolle spielt die Rasse für die Lebenserwartung eines Pferdes?

Geht man allgemein von 20 bis 30 Jahren Durchschnitts-Lebenszeit bei Hauspferden aus, gibt es doch Rassen, die oft ein deutlich höheres Alter von 40 Jahren und mehr erreichen. Zu nennen sind hier vor allem „Robustpferdrassen“ wie Fjordpferde oder Isländer, aber auch zahlreiche Ponyrassen. Begünstigende Faktoren sind sicherlich die höhere Widerstandskraft und geringere Anfälligkeit für Krankheiten sowie der Fakt, dass es sich zumeist um „Spätentwickler“ handelt.

Auf der anderen Seite ist die Lebenserwartung besonders großer Pferderassen zwar nicht dramatisch verringert, aber häufig eher am unteren Ende der Durchschnittsspanne angesiedelt. Hier dürfte die erhöhte Belastung des Organismus durch die Größe hineinspielen. Nicht zuletzt gibt es einige Pferderassen, die zuchtbedingt eine erhöhte Disposition für gewisse (Erb-)Krankheiten aufweisen, die die Lebenserwartung beeinträchtigen.

Pferdefarm

Welche Faktoren begünstigen ein langes Pferdeleben?

Damit dein Pferd ein hohes Alter erreicht, solltest du seine Haltung so artgerecht wie möglich gestalten. Dazu gehören vor allem ausreichend Platz und Bewegung im Freien. Auch sozialer Kontakt zu Artgenossen ist notwendig, denn Pferde sind Herdentiere. Eine solche Herdenhaltung mit freiem Auslauf stärkt die Kondition und Abwehrkräfte.

Die Fütterung sollte ausgewogen sein und der Arbeitsleistung angepasst. Kraftfutter ist für Pferde, die nicht schwer arbeiten, oft nicht notwendig. Wichtiger sind hochwertiges Rau- und Saftfutter und eine gute Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen.

Ein hygienisches Umfeld, also ein sauberer Stall und eine giftpflanzenfreie Koppel, sowie regelmäßige Check-ups durch den Tierarzt tragen ebenfalls zur Gesundheit des Pferdes bei. Sich anbahnende Leiden können so frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Orientierungshilfe: Wie alt ist ein Pferd in Menschenjahren?

Das Lebensalter eines Tieres in Menschenjahre umzurechnen, ist nicht ganz einfach – das gilt nicht nur für Pferde. Bei den meisten Tierarten findet der Übergang vom Baby bis zur Geschlechtsreife in verhältnismäßig kurzer Zeit statt. Ist dieses Reifestadium erreicht, verläuft die weitere Entwicklung langsam, bis Alterserscheinungen den Wechsel vom Erwachsenen zum Senior einleiten.

Etwas vereinfacht ausgedrückt, entspricht ein Pferdejahr etwa 2,5 Menschenjahren. Anwenden lässt sich dies aber erst ab ungefähr dem vierten bis fünften Lebensjahr des Pferdes, denn in den ersten Jahren macht es eine Entwicklung durch, die der vom Säugling zum Volljährigen entspricht. Ab dem vierten bis fünften Pferdejahr kommen jährlich die erwähnten zweieinhalb Menschenjahre dazu.

Allerdings: Diese mathematische Aufteilung geht von der gemittelten Lebenserwartung von Warmblut-Hauspferden aus. Sie stößt bei gewissen Rassen an ihre Grenzen, etwa, wenn es sich um Spätentwickler handelt. Auch dass Pferde nach dieser Umrechnung bereits im „Grundschulalter“ geschlechtsreif wären, zeigt die Grenzen der Analogie auf. Sinnvoller ist es somit, sich an den Lebensphasen zu orientieren.

Welche Lebensphasen durchlaufen Pferde?

Auch hier ist die zeitliche Aufteilung nicht als Dogma zu verstehen. Bei spätreifen Pferderassen kann sich der Entwicklungsprozess ein Stück weit nach hinten verschieben. Dafür werden solche Rassen tendenziell älter.

  • Kindheit: Ein Fohlen macht allein im ersten Lebensjahr eine rasante Entwicklung durch. Kurz nach der Geburt kann es bereits stehen und laufen, mit sechs Wochen nimmt es feste Nahrung zu sich, mit einem halben Jahr trinkt es nicht mehr bei der Mutter. Selbstständig ist das Fohlen etwa mit einem Jahr.
  • Jugend: Das fortpflanzungsfähige Alter erreichen Pferde etwa zwischen anderthalb und zwei Jahren. Tatsächlich ausgewachsen sind sie (je nach Rasse) zwischen fünf und sieben Jahren.
  • Erwachsener: Etwa bis zum zwölften Lebensjahr erreicht das Pferd die Blüte seiner Kraft. Es finden keine wesentlichen Entwicklungsschritte mehr statt.
  • Senior: Etwa mit 20 Jahren zeigen Pferde erste Alterserscheinungen. Auf das alternde Pferd solltest du nun besondere Rücksicht nehmen.

Fachsprachlich ist die Phase bis zum dritten Jahr die „Aufzucht“, die zwischen dem dritten und fünften die „Anreitphase“, bei der das Pferd für seinen Einsatz als Reitpferd vorbereitet wird.

Was ist bei alten Pferden zu beachten?

Ein betagtes Pferd hat mit ähnlichen Zipperlein zu kämpfen wie Menschen. Die Gelenke werden schwächer, die Zähne zeigen Abnutzungserscheinungen und auch mit Stoffwechsel und Verdauung funktioniert es nicht mehr so gut. Dein vierbeiniger Senior benötigt jetzt Rücksicht und eine angepasste Pflege und Fütterung. Ein Greis auf Hufen kann sich bei liebevoller Versorgung noch vieler guter Jahre erfreuen.

Dass dein Pferd langsam alt wird, erkennst du daran, dass Muskeln sich abbauen und die Haut „schlaffer“ erscheint. Bei dunklem Fell fallen ergrauende Haare am Kopf auf, möglicherweise werden die Augen etwas trüber. Insgesamt bewegt das Pferd sich bedächtiger und frisst auch langsamer. Aufgrund der Abnutzungserscheinungen am Bewegungsapparat solltest du mit dem Tierarzt abklären, ob es noch reitbar ist. In Bewegung bleiben muss es, um Muskelabbau entgegenzuwirken. Bodenarbeit und gemütliche Spaziergänge sind angesagt. Auch als Handpferd nehmen viele „Oldies“ noch gern an Ausritten teil.

Wichtig sind die regelmäßige Kontrolle der Zähne und bei Bedarf die Umstellung des Menüs auf faser- und proteinreichere Rau- und Saftfuttermittel. Die Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen sollte der Seniorenkost angepasst werden. Das betrifft auch die Konsistenz: Aufgeweichte Heucobs sind ein probates Futtermittel für Pferde mit Zahnproblemen, die nicht mehr gut kauen können. Ausführliche Beratung erhältst du beim betreuenden Tierarzt.

Leidet das Pferd unter Arthrose, können Medikamente und Bewegungstherapien Beschwerden lindern. Ein altes Pferd ist in einem warmen und trockenen Stall gut untergebracht. Es sollte dort genug Platz haben, um sich bequem hinlegen und erheben zu können. Tipp: Mit Einstreu aus Pellets minimierst du die Rutschgefahr. Bei Kälte hält eine Decke das alte Pferd warm.

Wie alt wurde das älteste Pferd?

Das älteste Pferd, dessen Lebensspanne dokumentiert ist, lebte in Großbritannien. Sein Name war Old Billy. Geboren wurde das Tier, das mutmaßlich der Rasse Welsh Cob oder Shire Horse angehörte oder ein Mix daraus war (hier sind die Quellen uneinig), im Jahr 1760. Als es im Jahr 1822 verstarb, hatte es das beispiellose Alter von 62 Jahren erreicht. Das ist beachtlich, da Old Billy als Treidelpferd (das sind Pferde, die vom Ufer aus Schiffe auf Kanälen zogen) schwere körperliche Arbeit verrichten musste.

Obwohl solche Fälle selten sind, gibt es hin und wieder Pferde und Ponys, die älter als 50 Jahre werden. Bekannte Oldies waren zum Beispiel das Shetland-Exmoor-Mix-Pony Sugar Puff (56 Jahre) oder Badger, ein Welsh-Araber-Mix, der sein 51. Lebensjahr erlebte. In Deutschland feierte das Shetland Pony Schlumpf seinen 54. Geburtstag.

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