Wellensittiche zutraulich machen – so werden deine Vögel handzahm
17.02.2025 - Lesedauer: 4 Minuten
Handzahme Wellensittiche sind nicht nur possierliche Mitbewohner. Sind sie zutraulich und an Menschen gewöhnt, fallen auch notwendige Pflegemassnahmen leichter. So kannst du gut erzogene Wellensittiche bei Bedarf ohne Stress und wilde Jagd schnell in ihre Unterkunft setzen oder sie zu dir rufen, wenn sie sich im Zimmer versteckt haben.
Kleine Pflegemassnahmen und Gesundheitskontrollen fallen ebenfalls leichter, wenn die Sittiche sich anfassen lassen. Für dich als Halter ist es ausserdem ein echter Vertrauensbeweis, wenn die Vögel auf dir herumklettern, schnäbeln und versuchen, dich zu „putzen“. Bis es soweit ist, musst du viel Geduld aufbringen. Doch keine Sorge: Die Beschäftigung mit den munteren Vögeln zahlt sich aus.
Lässt sich nur gewisse Wellensittiche handzahm machen?
Bemerkenswert hartnäckig hält sich die Meinung, dass sich nur gewisse Wellensittiche oder einzeln gehaltene Tiere an den Menschen gewöhnen, dass sie handzahm werden. Diese Annahme ist zum Glück längst widerlegt. Zudem ist die Einzelhaltung von Wellensittichen tierschutzwidrig und nicht erlaubt. Wenn du gleich ein Pärchen ins Haus holst oder neue Vögel in einen Schwarm integrierst, ist das für die Gewöhnung sogar von Vorteil. Die Anwesenheit von Artgenossen gibt den Sittichen ein erhöhtes Sicherheitsgefühl. Ausserdem wird sich eines der Tiere als das neugierigere und mutigere entpuppen. Wenn du dich mit den Vögeln anfreundest, wird der forschere den ersten Schritt tun und dabei den zaghaften Kollegen animieren, es ihm gleichzutun. Stossen weitere Tiere zu bereits handzahmen, werden die Neulinge den vertrauten Umgang der Alteingesessenen mit dem seltsamen zweibeinigen Schwarmmitglied beobachten und ebenfalls schnell ihre Scheu verlieren.
Die ersten Schritte: Vertrauen gewinnen
Gehen wir davon aus, dass ein neues Sittichpärchen in deinen Haushalt einzieht. Dann besteht der erste Schritt zum Training darin, den Tieren die Angst vor dem neuen Zuhause und den grossen Menschen zu nehmen. Lass die Vögel in den ersten Tagen zunächst ganz in Ruhe und beschränke Aktionen an der Unterkunft (Futter, Wasser, Reinigung) auf das Notwendigste. Rede dabei ganz ruhig mit den Vögeln und verbringen passiv Zeit im Raum, zum Beispiel, indem du dich mit einem Buch in die Nähe setzt.
Die Wellensittiche handzahm machen: keine Angst vor „Menschenklauen“
Sobald die Vögel sich nicht mehr erschrecken, wenn du dich näherst, kannst du das Training fortsetzen. Dabei hilft dir die „Wunderwaffe“ Kolbenhirse. Dieser Leckerei können Wellensittiche auf Dauer widerstehen.
Hier eine Anleitung um die Wellensittiche handzahm zu machen:
- Klemme zunächst einige Tage lang eine kleine Portion, für die Vögel erreichbar, aussen ans Gitter.
- Nach einigen Tagen hältst die Hirse mit der Hand fest, sodass die Wellensittiche geschützt durch das Gitter bereits aus deiner Hand picken müssen.
- Ist dieser Schritt geschafft, wird es spannend: Klemm die Hirse zwischen die Finger und reiche sie mit der Hand – Handrücken nach oben – durch die offene Tür der Unterkunft. Die Vögel werden sich zunächst erschrecken. Bewahre die Ruhe und nimm dir Zeit. Früher oder später werden die Tiere die Hirse entdecken.
- Wichtig: Sind die Vögel offensichtlich mit der Hand überfordert, geh zurück zum vorherigen Schritt und füttre sie einige Tage durch das Gitter, bevor du einen neuen Anlauf nimmst.
- Nach einigem Zögern wird der mutigste der Wellensittiche der Hirse nicht mehr widerstehen können und danach hangeln. Vergrössre nach und nach den Abstand, sodass der Sittich die Hand besteigen muss, um an die Hirse zu gelangen.
- Ist dieser Schritt geglückt, die weiteren Vögel nachgerückt und das Fressen auf der Hand mehrfach erfolgreich verlaufen, ist der grosse Tag gekommen: Nimm die Vögel vorsichtig auf der Hand aus ihrer Unterkunft: Der erste Freiflug kann starten und die riesige Hand hat als attraktiver Futterspender all ihren Schrecken verloren.
Wellensittiche „erziehen“: Verhaltensregeln für Krummschnäbel
Rede viel mit den Vögeln und benutze immer wieder ihre Namen. Fühlen sich die Wellensittiche sich offensichtlich angesprochen, belohne sie mit einem Büschelchen Kolbenhirse aus der Hand. Lobe sie überschwänglich: Papageien geniessen es, Beachtung zu bekommen. Ähnlich gehst du vor, wenn du die Vögel dabei ertappst, wie sie sich zu einer unerwünschten Handlung anschicken.
Sprich ihn mit einem nachdrücklichen „Nein!“ oder einem ähnlichen kurzen Verbot an. Lobe sie, wenn sie von ihrem Vorhaben ablassen.
Wellensittiche, die sich sicher fühlen, nutzen alles, was sie an Spielzeug finden oder zu einem solchen umfunktionieren können. Wenn du am Schreibtisch arbeitest, werden sich bald auch die Wellensittiche einfinden und beginnen, Büroklammern zu sortieren und Stifte „anzuspitzen“. Wenn die kleinen Freunde mitmachen, werden Spielzeuge besonders interessant. Ein tolles Mensch-Tier-Spielzeug sind Gitterbällchen: Die können die Wellensittiche umherrollen, werfen und vom Tisch schmeissen, damit du diese geduldig immer wieder aufhebst.
Faszinierend: Wellensittiche scheinen dem Geschlecht entsprechend unterschiedliche Spielzeuge zu bevorzugen. Weibchen mögen Dinge, an denen sie ihren Nagetrieb ausleben können: Naturzweige, leere Papprollen, Holzklötzchen. Die Hähne lieben Actionspielzeug zum Klettern und Schaukeln. Für beide sind Geräuschspielzeuge wie Rasseln ein Hit.
Berücksichtige bei der Auswahl der Spielzeuge, dass sie aus Naturmaterial bestehen und keine verschluckbaren Kleinteile enthalten. Bei fest in der Unterkunft oder am Vogelspielplatz angebrachten Teilen achte darauf, dass diese nicht vollgekotet werden. Ausserdem musst du das Spielzeug regelmässig reinigen und desinfizieren. Völlig ungeeignete Spielzeuge sind Spiegel, Plastikvögel und Schnurbündel.
Clickertraining für Wellensittiche? Bitte nicht!
Grundsätzlich kannst du Wellensittiche mit Clickertraining beschäftigen. Allerdings sind Vögel generell eher Beobachtungstiere. Ausserdem können die Vögel sich nur kurzzeitig konzentrieren. Wellensittiche Kunststücke oder auch das Sprechen beizubringen, ist absolut nicht tiergerecht.
