Norwich Terrier – ein großes Herz auf kleinen Pfoten
05.05.2023 - Lesedauer: 5 Minuten
Der Norwich Terrier ist eine der kleinsten Terrier-Rassen. Er hat sich in den letzten Jahrzehnten vom Jagdhund zum Familien- und Begleithund entwickelt. Dennoch – das Terrier-Erbe lässt sich nicht leugnen: Der Norwich Terrier ist für jeden Spaß zu haben und hat für seine Größe ein beachtliches Selbstbewusstsein. Wer einen handlichen Vierbeiner sucht, mit dem es nie langweilt wird, ist beim Norwich Terrier an der richtigen Adresse!
Vom Jäger zum Schoßhund – der Norwich Terrier
Der Norwich Terrier, wie wir ihn heute kennen, ist eine vergleichsweise junge Rasse. Kleine, rote Jagdterrier gab es im englischen Norfolk rund um Norwich aber schon viele Jahrhunderte lang. Ihr Job war es, Höfe und Straßen frei von Nagern zu halten. Als Rattenjäger waren die kleinen, kräftigen Hunde sehr geschätzt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es Bestrebungen, eine richtige Rasse aus diesen Hunden zu züchten. Beteiligt waren wohl auch Irish, Yorkshire, Border und Cairn Terrier. Besonders ein Rüde mit Namen „Rags“ hat der Rasse einen Stempel aufgedrückt, denn alle seine Nachkommen hatten rotes Fell. Im Vordergrund standen Mut, Arbeitswille und Jagdleidenschaft der kleinen Rattenjäger. Ihr Einsatzgebiet wurde auf die Arbeit unter der Erde erweitert. Über die Jahre entwickelte sich durch Einkreuzung besonderer Einzeltiere und weiterer Rassen ein kleiner, robuster und freundlicher Terrier, der sich in nahezu jede Haltung einfügen konnte.
Zu diesem Zeitpunkt waren der Norfolk Terrier und der Norwich Terrier noch eine Rasse. Erst 1932 erfolgte die Trennung und Anerkennung bei den weltweiten Verbänden. Zu diesem Zeitpunkt war die Stellung der Ohren ausschlaggebend. Heute gehen die Rasseunterschiede deutlich über die Ohrstellung hinaus. Auf der Suche nach einem Welpen sind anerkannte Züchter beim VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) die richtigen Ansprechpartner.
Der Charakter des Norwich Terriers
Der kleine Norwich Terrier bringt all die beim Terrier bekannten Eigenschaften mit: Mut, Härte, Selbstbewusstsein und Jagdeifer. In den letzten Jahren wurden die Hunde aber weniger im Hinblick auf ihre Arbeitsleistung selektiert als auf Freundlichkeit. Sie lieben ihre Menschen, sind loyal, anschmiegsam und verschmust.
Gegenüber Fremden können erwachsene Norwich Terrier ein wenig zurückhaltend bis hin zu aggressiv sein. Mit einer guten Sozialisierung und klaren Regeln lässt sich dieses Verhalten aber in den Griff bekommen. Sie sind wachsam und melden die Besucher meist schon, bevor sie überhaupt auf die Klingel drücken können. Unausgelastete Rassevertreter entwickeln oft einen übermäßigen Hang zum Bellen und melden auch Besucher beim Nachbarn, vorbeifahrende Autos oder was sie sonst noch hören oder sehen. Mit der artgerechten Auslastung und einer Norwich-gerechten Erziehung lässt sich das vermeiden.
Auch wenn die kleinen Jagdhunde nicht so aussehen mögen – sie sind sehr aktiv, voller Energie und Bewegungsfreude. Sie spielen gerne und lieben es, Dingen nachzujagen. Hierbei heißt es, vorsichtig zu sein: Als Terrier ist auch der Norwich an Kleintieren und Katzen interessiert. Das ist beim Freilauf ohne Leine ebenso beachtenswert wie bei der Haltung mit diesen Tieren in einem Haushalt. Wächst ein Norwich-Welpe mit tierischen Mitbewohnern auf, so stehen die Chancen gut, dass er sie als Rudelmitglieder akzeptiert und in Ruhe lässt. Auch für die Mehrhundehaltung ist der sympathische Terrier gut geeignet.
Erziehung und Haltung
Wie alle Terrier kommt der Norwich mit einer eher handlichen Portion „Will to Please“ – dem Willen zu gefallen – zur Welt. Dafür hat er aber eine andere sehr nützliche Eigenschaft: den „Will to Cheese“. Das ist eine scherzhafte Beschreibung einer gewissen Verfressenheit, die du dir wunderbar bei der Erziehung zunutze machen kannst. Für ein Stück Käse (wahlweise auch ein Leckerli oder Leberwurst) tut der eigensinnige Terrier so gut wie alles.
Wer den Norwich Terrier mit diesen Argumenten auf seine Seite ziehen kann, hat einen gelehrigen, cleveren und intelligenten Hund, der mit Freude Neues lernt. Dinge wie Hundetricks oder die Leckerli-Suche sind wunderbare Beschäftigungen, die seine Aufmerksamkeit und Intelligenz fördern, ohne den agilen Vierbeiner aufzuputschen. Für die Leckerli-Suche muss er lernen, sich hinzusetzen und zu warten. Dann versteckst du in und außerhalb seiner Sichtweite Leckerli. Nach der Freigabe darf er sie suchen und natürlich auffressen. Das Spiel lastet die Hunde drinnen und draußen aus.
Der Norwich Terrier kommt in nahezu jedem Zuhause zurecht – ob großes Haus mit Garten oder kleine Wohnung in der Stadt. Entscheidend sind ausreichend Bewegung, lange Spaziergänge und Gehirn-Jogging zur geistigen Auslastung. Auch lange Wandertouren bewältigen die robusten Zwerge problemlos, wenn das Wetter nicht zu heiß ist. Nur bei langen Fahrradausflügen braucht der Norwich Terrier ein Körbchen oder einen Hundeanhänger, um phasenweise mitzufahren.
Pflege des Norwich Terriers
Die auf Robustheit gezüchteten Norwich Terrier haben einen geringen Pflegebedarf. Gelegentliches Bürsten und die Kontrolle von Augen, Ohren und Krallen sind ausreichend für die Grundpflege.
Zweimal pro Jahr muss das Fell von Hand getrimmt werden. Dabei werden die alten, abgestorbenen Haare aus dem Fell gezogen. Wer hier dranbleibt, hat im Alltag einen nahezu nicht haarenden Terrier. Auf keinen Fall sollte der Norwich geschoren werden. Das zerstört seine Haarstruktur nachhaltig und nimmt ihm die Wetterfestigkeit.
Besonderheiten und Gesundheit
Norwich Terrier neigen leider ein wenig dazu, stark zuzunehmen. Sie sind echte Staubsauger, fressen nahezu alles und unbegrenzt viel – wenn sie dürfen. Hier musst du wirklich am Ball bleiben, die Ernährung im Blick behalten und für ausreichend Bewegung sorgen.
Abgesehen von der Neigung zum Übergewicht gilt der Norwich Terrier als robuste Rasse. Zu den bekannten, aber sehr selten auftretenden Erbkrankheiten gehören die Patellaluxation, die Augenerkrankungen Lens-Luxation und Grauer Star, Epilepsie, Herzfehler und ein Syndrom der oberen Atemwege.
Die meisten Norwich Terrier werden echte Hunde-Methusalems und erreichen ein Alter von 16 oder gar mehr Jahren.
SteckbriefNorwich Terrier
Rasse: | Norwich Terrier |
Herkunft: | Großbritannien |
Klassifikation: | Terrier, Sektion 2 niederläufige Terrier |
Größe: | 24 bis 26 Zentimeter |
Gewicht: | 5 bis 5,5 Kilogramm |
Körperbau: | kompakt, kräftig, auf eher kurzen Beinen |
Augen: | dunkle Augen mit aufmerksamem, frechem Blick |
Ohren: | klein, spitz, stehend aus dem Fell ragend |
Fell und Farbe: | festes, raues Deckhaar und weiche Unterwolle, neben Black & Tan verschieden Rottöne |
Besonderheiten: | neigt zum Übergewicht und braucht viel Bewegung |
Charakter | loyal, anhänglich, verschmust, verspielt, aufmerksam und lustig |
Gesundheit: | robuste Rasse, mit wenigen bekannten Erbkrankheiten (Patellaluxation, Augenerkrankungen wie Grauer Star, Herzfehler) |
Sieh dir auch diese kleineren Terrierarten an:
- Jack Russel Terrier: Er ist klein, flink und begeistert mit seiner drolligen Art: Der Jack Russell Terrier ist ein charmanter Clown und dabei ausgesprochen schlau. Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der kleine Hund eine konsequente Erziehung und einen erfahrenen Halter benötigt.
- Manchester Terrier: Der Manchester Terrier gilt als eine der ursprünglichsten britischen Hunderassen. Seine Passion und Aufgabe war die Rattenjagd. Bis heute liegt ihm dieser Jagdtrieb im Blut, weshalb der elegante, schwarz-braun gefärbte Terrier eine sehr gute Erziehung benötigt.
- Parson Russell Terrier: Du suchst nach einem sportlichen und fröhlichen Hund, bist ein aktiver Mensch, vielleicht mit Familie und Kindern? Wenn du zudem ein wenig Hunde-Erfahrung mitbringst, dann ist der Parson Russell Terrier dein idealer Kandidat.
- Patterdale Terrier: Mit einem Patterdale Terrier an deiner Seite wird das Leben mit Hund nie langweilig! Die quirligen Vierbeiner bringen all ihre Energie und Lebensfreude in einen aktiven Alltag ein. Nach einem langen Tag an der frischen Luft und viel Bewegung genießen sie Zeit mit ihrer Familie.
- Welsh Terrier: Der Welsh Terrier gehört zu den seltensten Terrierrassen der Welt. Seine Wurzeln könnten bis zu den Kelten zurückgehen. In den letzten Jahrzehnten hat sich seine Aufgabe von der Jagd zum Begleithund gewandelt. Die intelligenten Kleinhunde sind liebenswerte Familienmitglieder.
- West Highland White Terrier: In den 1990er-Jahren avancierte der Jagdhund West Highland White Terrier zum Modehund. Der schneeweiße Wuschelkopf mit den Knopfaugen wandelte sich zum beliebten Familienbegleiter. Aber Hand aufs Herz: Es ist auch schwer, sich nicht in den Westie zu verlieben.