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Ein Dach über dem Kopf: Nistkästen unterstützen Wildvögel in der Brutzeit

22.10.2024 - Lesedauer: 7 Minuten

Schon bevor im Frühjahr die Brutzeit unserer heimischen Wildvögel beginnt, sind die Vogeleltern in spe schwer beschäftigt: Ein sicherer Nistplatz muss gefunden werden. Da alter Baumbestand mit bewohnbaren Nisthöhlen und Brutnischen in Dachgiebeln und Mauerwerk immer seltener werden, ist dieses Unterfangen gar nicht so einfach. Bringst du in deinem Garten Nistkästen an, hast du die Freude, den Vogelnachwuchs beobachten zu können. Wir erklären, worauf du dabei achten musst und wie du Vogeleltern noch unterstützen kannst.

Wann beginnt die Brutzeit heimischer Wildvögel?

Die Nist- und Brutzeit beginnt offiziell am 1. März und geht bis zum 30. September. Vögel bauen ihre Nester in Bäumen, Büschen und Hecken, legen Eier und brüten sie aus. Den Anfang machen im März die Amseln, Meisen und Zaunkönige. Einige Vogelarten brüten mehrmals pro Jahr. In der Brutzeit der Meisen, die zwischen März und Juli liegt, brüten etliche Meisenarten zweimal. 14 Tage lang bebrüten sie die Eier, dann werden die Jungvögel etwa 20 Tage im Nest gefüttert und danach unternehmen sie schon die ersten Flugversuche. Nach einer kurzen Pause beginnt der zweite Durchlauf für die Vogeleltern. Hausspatzen brüten gar dreimal pro Jahr. Durch die steigenden Temperaturen verschieben sich die Brutzeiten vieler heimischer Vogelarten seit einigen Jahren stetig nach vorn.

Aus diesem Grund ist im Schweizer Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) ein Heckenschnittverbot zwischen dem 1. März und dem 30. September verankert.  Wir alle müssen in diesen Monaten besondere Rücksicht auf die Tiere und ihre Jungen nehmen. Das Heckenschnittverbot soll Wildtiere gezielt schützen. Viele Vögel, kleine Säugetiere und Amphibien zieht es im Frühling in den Schutz von Büschen und Hecken, in denen sie ihren Nachwuchs aufziehen. Deshalb dürfen Hecken, lebende Zäune, Gebüsche, Röhrichte, Schilf oder andere Gehölze im Zeitraum von 1. März bis 30. September nicht beseitigt, gerodet, geschnitten oder zurückgesetzt werden. Dies gilt sowohl für Privatgrundstücke als auch den öffentlichen Raum. Schonende Form- und Pflegeschnitte bleiben zwar erlaubt – doch hier ist besondere Vorsicht geboten und in der Hauptbrutzeit der Vögel zwischen März und Juni ganz vermieden werden.

Wie kannst du Wildvögel bei der Vorbereitung auf die Brutzeit unterstützen?

Durch das Anbringen von Nistkästen kannst du Wildvögel aktiv unterstützen. Natürliche Nistmöglichkeiten sind in den letzten Jahrzehnten zur Mangelware geworden: Gepflegte Parks ohne Totholz und morschen Baumbestand, glatte Hausfassaden ohne Mauerritzen und die vielen Hecken und Büsche, die durch die Zusammenlegung von Feldern für die intensive Landwirtschaft weichen mussten, machen es unseren heimischen Vögeln schwer. Gern ziehen sie daher in deinen Garten um, wenn du ihren eine attraktive Infrastruktur bietest.

Dazu gehören neben einem artgerechten Nistkasten auch zuverlässige Wasser- und Futterstellen. Während der kräftezehrenden Brut- und Jungvogelaufzuchtzeit entlastest du besonders die Elterntiere, wenn du sie mit proteinreichem Futter versorgst. Die erbeutete Insektennahrung verfüttern sie an ihren Nachwuchs. Auch dabei kannst du helfen, indem du getrocknete Insekten mit Wasser überbrühst und bereitstellst. Verfüttere in der Brutzeit keine Nüsse, Nussbruch oder grosse Saaten. Jungvögel können daran ersticken oder Verstopfungen erleiden. Achte aber bei deinen Futter- und Wasserstellen darauf, dass sie vor Fressfeinden geschützt sind und reinige sie regelmässig, damit sich keine Krankheitserreger ausbreiten können. Biete am besten kleine, frische Futtermengen aus einem Silo oder Futterspender an. So wird das Futter nicht verunreinigt. Denke auch daran, Tränken regelmässig mit heissem Wasser auszuspülen und täglich frisch zu befüllen.

Die meisten Vögel zieht ein vogel- und insektenfreundlicher Naturgarten an, in dem sich neben Nistkästen auch natürliche Brutmöglichkeiten befinden, die den verschiedenen Bedürfnissen gerecht werden. Wildblumen, Gräser und Hecken mit Blüten und Früchten wie Schlehen, Weissdorn oder Holunder sorgen für ein vielfältiges Nahrungsangebot. In einem so gestalteten Garten wirst du bald ein vielstimmiges Vogelkonzert geniessen können!

Zwei Jungvögel schauen aus einem Brutkasten raus

Wie sieht der richtige Nistkasten aus?

Verschiedene Vogelarten haben unterschiedliche Ansprüche an ihren Nistkasten. Die Grösse des Einfluglochs entscheidet, wer einzieht. Bei den kleinsten Meisen hat es einen Durchmesser von 28 Millimetern, bei den grösseren Kohlmeisen sind es 32 und beim Star 45 Millimeter. Andere Arten, wie Haus- und Gartenrotschwanz nisten in Halbhöhlen mit einer eine halboffenen Vorderwand. Auch für Mauersegler und Mehlschwalben gibt es Spezialnistkästen. Ein Mehrfamilienhaus wünschen sich die geselligen Spatzen: Die Höhlen- und Nischenbrüter haben früher an Hausfassaden und an Dachgiebeln in grösseren Gruppen gebrütet. Da jedoch heutzutage gut gedämmt und saniert wird, gehen den kleinen Piepmätzen Nistmöglichkeiten aus. Drei bis fünf Nistkammern hat ein Spatzenhaus, in dem die Bewohner sich wohlfühlen.

Über die baulichen Begebenheiten hinaus, muss die Behausung aber auch einbruchsicher sein. Schliesslich gibt es etliche Fressfeinde – von Katzen, über Marder, bis hin zu Eichhörnchen – die sich sonst an den Jungvögeln vergreifen. Daher ist es wichtig, dass ein Nistkasten einen Dachüberstand von etwa 8 Zentimetern hat, damit Nesträuber nicht einfach hineinlangen können. Vor diesem Hintergrund ist auch von Modellen mit einer Sitzstange vor dem Einflugloch abzuraten. Kaum ein Elterntier wird darauf sitzen und Nesträubern erleichtert es den Zugang zur Bruthöhle. Das Einflugloch sollte im oberen Drittel des Nistkastens angebracht sein und mindestens 17 Zentimeter vom Boden des Nistkasten entfernt sein – ebenfalls um ein Hineingreifen zu verhindern.

Brauchen alle Vögel einen Nistkasten?

Nein, nicht alle Wildvögel nutzen Nistkästen, sondern nur Arten, die natürlicherweise in Höhlen oder Halbhöhlen alter Bäume, in Spechtlöchern, oder in Dachgiebeln und Mauerspalten brüten. Viele Vögel brüten besonders gern in Hecken oder Fassadenbegrünungen. Deswegen darf laut Schweizer Gesetz ein radikaler Rückschnitt nur zwischen dem 1. Oktober und 28. Februar durchgeführt werden. So wird sichergestellt, dass Vögel während der Brutzeit nicht gestört werden. Hast du Totholz in deinem Garten, von dem keine Einsturzgefahr ausgeht und das dich nicht stört, freuen sich nicht nur deine gefiederten Freunde darüber, wenn du es stehen lässt. Es bietet auch Schutz und Nahrung für viele Käfer und Insektenarten, die wiederum Gartenvögel und Kleinsäuger anlocken werden.

Warum sind keine Vögel im Nistkasten?

Wenn dein Nistkasten nicht genutzt wird, hast du ihn vermutlich zu spät aufgehängt. Im März haben die meisten Vögel bereits ihre Brutplatzwahl getroffen. Besonders nach den milden Wintern der letzten Jahre sind viele heimische Vogelarten schon früh auf der Suche nach einer sicheren Bleibe. Am besten ist es, wenn du den Nistkasten bereits im Herbst anbringst, damit die Vögel den Brutplatz schon kennen.

Es kann aber auch dran liegen, dass du kein oder nicht das richtige Futter bereitstellst. Vögel richten ihren Brutplatz immer in der Nähe einer ergiebigen Futterquelle ein. Da sie während der Jungvogelaufzucht pro Tag 500-mal das Nest anfliegen, um die hungrigen Schnäbel ihres Nachwuchs zu stopfen, ist das ein verständlicher und cleverer Schachzug.

Aber auch andere Faktoren können entscheidend sein. Ist zum Beispiel die Einflugschneise bzw. das Einflugloch verdeckt durch Äste oder anderen Bewuchs wird der Nistkasten abgelehnt. Auch ein Standort mit Zugluft, direkter Sonneneinstrahlung oder Katzen, die demonstrativ durch den Garten streichen, fällt bei aufmerksamen Vogeleltern durch. Und letztlich sind auch Vögel nicht frei von Konkurrenzdenken: Findet sich ein besserer Nistkasten in Nachbarsgarten oder sind die Nistkästen in deinem Garten zu dicht beieinander aufgehängt (weniger als 10 Meter Abstand), kann dein Nistkasten leerbleiben.

Wann solltest du Nistkästen aufhängen?

Bis Anfang März solltest du deine Nistkästen spätestens angebracht haben. Du kannst sie aber auch schon im Herbst anbringen, denn in der kalten Jahreszeit bieten sie anderen Zwischenmietern Unterschlupf: Spatzen, Meisen und Zaunkönige quartieren sich in kalten Nächten gern ein, genau wie Haselmäuse, Fledermäuse oder Siebenschläfer und verschiedene Insektenarten. Deswegen sollten Nistkästen im Spätsommer gereinigt werden – ehe die Wintergäste einziehen. Im frühen Februar, bevor die Vogeleltern auf Revierschau gehen, reinigst du sie dann erneut. Zur Reinigung werden die Nistkästen kräftig ausgebürstet und bei Bedarf mit heissem Wasser gespült. Bevor du sie wieder anbringst müssen sie komplett austrocknen.

Bringe deine Nistkästen in einer Höhe von zwei bis vier Metern an. Grundsätzlich eigenen sich Bäume, Schuppen- oder Hauswände. Bringst du den Kasten an einem Baum an, kannst du ihn entweder mit einer baumschonenden Drahtkonstruktion befestigen oder mit rostfreien Alu-Nägeln. Sie sorgen dafür, dass der Baum nicht geschädigt wird. Das Einflugloch darf weder zur Wetterseite – in unseren Breiten entspricht das einer westlichen Ausrichtung – noch zur prallen Mittagssonne im Süden ausgerichtet sein. Optimal ist es, wenn das Einflugloch nach Osten oder Süd-Osten zeigt. Damit kein Regen eindringt, sollte der Kasten leicht nach vorne hängen.

Hast du all unsere Tipps beherzigt, solltest du schon bald emsige Vogeleltern bei der Aufzucht ihrer Jungen in deinem Garten beobachten können.

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