Pubertät beim Hund – wo ist mein süßer Welpe hin?
20.11.2023 - Lesedauer: 6 Minuten
Null-Bock-Mentalität, explosive Ausbrüche von Aktivität und kein Respekt vor Autorität: Hunde in der Pubertät haben erstaunlich viele Gemeinsamkeiten mit jungen Menschen. Keine Bange: Auch diese „Phase“ geht vorbei. Lies hier, was es mit der Hundepubertät auf sich hat und wie du damit umgehen kannst.
- Was verursacht beim Hund die Pubertät?
- Hundepubertät – Zeit der Veränderungen
- Wie zeigt sich die Pubertät beim Hund?
- In welchem Alter beginnt die Pubertät beim Hund?
- Beginn der Hundepubertät – Symptome im Verhalten?
- In welchen Phasen läuft die Pubertät beim Hund ab?
- Wie lange dauert die Pubertät beim Hund?
- Was muss ich während der Pubertät des Hundes beachten?
- Hund in der Pubertät – Rückruf war einmal!
- Häufige Fragen rund um die Pubertät beim Hund
Bei nahezu allen Säugetieren gibt es einen Übergang vom Kindes- zum Erwachsenenalter, der durch eine starke Veränderung der Hormonspiegel geprägt ist. Diese als Pubertät bezeichnete Phase kennzeichnet den Wechsel von der Kindheit zum fortpflanzungsfähigen Individuum. Vor der Pubertät sind die Tiere – ebenso wie die Menschen – nicht geschlechtsreif. Mit dem Beginn der Pubertät steigen die Hormonwerte enorm an. Das ist der Startschuss zur Entwicklung der Geschlechtsorgane und der Fortpflanzungsfähigkeit. Zugleich sorgen die erhöhten Hormonspiegel für eine Entwicklung des gesamten Körpers und der Psyche. Die Pubertät ist wichtig für die Ausprägung des Charakters und die Reifung des Geistes.
Deshalb fallen in der Pubertät im Hunde-Organismus verschiedene Veränderungen zusammen, die nicht nur körperliche Effekte, sondern auch Verwirrung auslösen. Wie menschliche Teenager befinden sich junge Hunde in einem hormonellen Ausnahmezustand mit einer Vielzahl von Folgen und Auswirkungen.
Wichtig: Sehr früh kastrierte Hunde produzieren kaum Sexualhormone, weshalb sie gar nicht richtig in die Pubertät kommen. Deshalb ist ihre körperliche und geistige Reifung ebenfalls beeinflusst. Die Frühkastration ist trotzdem bis heute in einigen europäischen Ländern üblich – gerade bei Hunden aus dem Tierschutz.
Diese wichtigsten Veränderungen erlebt deine Fellnase während der Pubertät:
- Neuronale Veränderungen durch heftige Wachstumsschübe der Nervenzellen: Um die Gehirneffizienz zu optimieren, erfahren deren Verknüpfungen einen regelrechten Umbau. Wichtige Bindungen werden verstärkt, weniger benötigte zurückgebildet. Hauptschauplatz für diesen Umbau ist der präfrontale Cortex. Diese Hirnregion setzt die kognitiven Vorgänge, das Denken und das Lernen so um, dass passende Reaktionen erfolgen. Während der Pubertät kann es aufgrund der neuronalen Veränderungen zu impulsiven Handlungen kommen. Darüber hinaus wächst in der Pubertät ein anderer Hirnbereich – der Mandelkern. Er ist das Zentrum für Emotionen wie Angst oder Aggression. Das Gefühlsleben und die Reaktionen deines Hundes werden zeitweise unberechenbar.
- Hormonschwankungen: Dopamin, Östrogene und Testosteron – der Hormonhaushalt des Hundes und die Empfänglichkeit der Rezeptoren befinden sich ebenfalls in der Veränderung. Das kann für den Hund Stressanfälligkeit und Nervosität bedeuten. Das Tier reagiert unangemessen stark sowohl auf Außenreize als auch auf bereits bekannte Situationen: die typischen Stimmungsschwankungen, die die Pubertät auch bei Menschen-Teenagern mit sich bringt.
Tipp: Nicht ohne Grund sprechen Hundetrainer bei der Pubertät gerne mal von einer Phase der „bunten Knete im Kopf“ oder von den „Murmeln, die noch an die richtige Stelle rollen müssen“. Es macht deutlich, dass diese Veränderungen völlig normal sind und zum Erwachsenwerden dazugehören. Für die Hunde ist diese Zeit ebenso anstrengend und stressig wie für uns Menschen.
Die Hundepubertät äußert sich vor allem darin, dass das Tier seiner Umwelt mit Stimmungsschwankungen und einem gewissen Maß an Sprunghaftigkeit begegnet. Das Spiel mit anderen Hunden wird ruppiger. Wie stark und in welcher Form diese Effekte ausgeprägt sind, hängt individuell vom jeweiligen Tier ab. Der gemeinsame Nenner aller lustigen und neuen Ideen in der Flegelphase besteht jedoch in der Etablierung „erwachsener“ Verhaltensweisen. Was Hunde für „erwachsen“ halten, deckt sich allerdings nicht immer mit einem Verhalten, das du von einem braven, erwachsenen Hund erwartest!
Es gibt zwei sensible Perioden im Hundeleben, die mit einer starken Veränderung des Verhaltens und der sozialen Beziehungen zu anderen Hunden einhergehen.
Die erste große Veränderung beginnt mit der Rangordnungsphase: Diese Zeit zwischen der 13. und 16. Lebenswoche ist grob mit der Trotzphase bei Kleinkindern vergleichbar. Sie stellt eine Art Vorpubertät dar, in der dein Welpe oder Junghund erstmals deine Autorität hinterfragen wird. Mehr Selbstbewusstsein und eigene Ideen machen diese Phase zur ersten Herausforderung. Typischerweise geht der Beginn dieser Vorpubertät mit dem einsetzenden Zahnwechsel einher.
Wirklich spannend wird es aber erst in der nächsten schwierigen Phase – in der Hundepubertät. Je nach Hunderasse setzt sie zwischen dem 7. und dem 12. Lebensmonat ein und damit nach dem Abschluss des Zahnwechsels. Keine Angst – du wirst die Phase nicht verpassen, denn dein Hund wird dich mit interessanten Verhaltensweisen auf den neuen Zustand aufmerksam machen.
Die Hündin wird nun zum ersten Mal läufig, der Rüde beginnt, seinen Lauf zu heben, um zu pinkeln, und findet weibliche Artgenossen auf einmal sehr prickelnd. Außerdem rivalisiert er zunehmend mit anderen Rüden. Viele Hundehalter merken den Beginn der Pubertät nicht nur an der Geschlechtsreife, sondern an der Tatsache, dass der gute Benimm des vormals braven Vierbeiners auf einmal wie weggeblasen scheint.
Die richtige Pubertät beginnt je nach Rasse zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat. Sie geht mit der Geschlechtsreife einher. Diese tritt meist zu Beginn der Pubertät ein. Allerdings ist dein Hund dann noch lange nicht „fertig“ und ausgereift, sondern wie ein Halbstarker gerade zu Beginn des Umbruchs zwischen Kindheit und Erwachsenwerden.
Große Rassen kommen etwas später in die „Flegeljahre“ und erreichen diese Phase der Pubertät manchmal erst mit etwa einem Jahr. Kleine Hunde starten oft besonders früh in die Pubertät. Hündinnen sind etwas frühreifer als Rüden. Bei Hündinnen gibt die erste Läufigkeit das Startsignal, wobei die eigentliche hormonelle Veränderung schon in den Wochen vorher einsetzt, für uns Menschen meist aber noch nicht erkennbar oder spürbar ist.
Die Pubertät verläuft normalerweise in Wellen. Bei den meisten Hunden zeigen sich etwa drei heftige Schübe im Alter zwischen sechs und 18 bis 36 Monaten. Bei Hündinnen tritt eine deutliche persönliche Reifung oft nach einer Läufigkeit auf.
Die Pubertät klingt langsam wieder aus, wenn der Hund zwei bis drei Jahre alt und ausgewachsen ist. Bei sehr kleinen Hunden, die früh angefangen haben, zu pubertieren, kann schon mit 18 Monaten das Schlimmste vorbei sein. Weil sie so kurz pubertieren, sind die Schübe oft besonders heftig.
Die gute Nachricht: Nach den Entwicklungsschüben ist der Spuk ausgestanden. In der Pubertät erlebt der Vierbeiner zudem eine zweite Personenbindungsphase: Nutz diese und intensiviere die Beziehung.
Um die Spürnase gut durch die aufregende Pubertät zu bringen, brauchst du vor allem starke Nerven, Geduld und sehr viel Liebe. Während der Junghund sich bedingungslos an dir als Rudelführer orientiert hat, versucht der Halbstarke, sich zu emanzipieren. Aus dem niedlichen Welpen wird zeitweise ein Trotzkopf. Darauf musst du dich vorbereiten, wenn du ein Jungtier in deine Familie aufnimmst, und entsprechend gewappnet sein.
Die folgenden Tipps können dir während der Pubertät deines Hundes helfen.
- Autorität: Bewahre immer die Oberhand. Zeig Verständnis für den pubertierenden Hund, lass ihm aber keine Unarten durchgehen. Bleib der unbeeindruckte, souveräne Anführer, an dem das Tier sich selbst im größten Wechselbad der Gefühle orientieren kann. Insbesondere, wenn der Hund ängstliche Tendenzen entwickelt, tut ihm die Sicherheit an deiner Seite gut. Aber auch, wenn er sich als Krawallmacher aufspielt, solltest du angemessen reagieren und der Show nicht zu viel Beachtung schenken. Zeig dich unbeeindruckt als Rudelführer.
- Geduld: Manch pubertierender Hund scheint sich an Erlerntes nicht zu erinnern, wirkt schwer von Begriff oder fühlt sich nicht mehr angesprochen, wenn du ihn rufst. Sei verständnisvoll und widme dem Hund gerade jetzt viel Zeit. Interessiere ihn fürs Lernen und bring ihm mit viel Lob und Verstärkung die Tricks und Kommandos neu bei – oft genügt eine Auffrischung.
- Schutz: Ein pubertierender Hund kennt keine Gefahren und kein Risiko. Halte ein wachsames Auge auf den Hund und schreite ein, falls der Halbstarke sich in Schwierigkeiten bringt. Halte ihn beispielsweise an der kurzen Leine, wenn er Streit mit anderen Hunden sucht.
Tipp: Vermeide während der Pubertät deines Hundekumpels größere Veränderungen wie Umzüge oder ganz neue Lerninhalte – beides könnte den Vierbeiner in dieser sensiblen Phase überfordern.
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Du rufst und pfeifst, aber dein Hund pfeift auf den Rückruf? Das ist leider ein sehr häufiger Nebeneffekt der Pubertät beim Hund. Dein Vierbeiner hat jetzt schlicht etwas Besseres und Wichtigeres zu tun. Ärgere dich nicht – dein Hund kann dich nämlich tatsächlich manchmal gar nicht hören, weil er in Gedanken ganz woanders ist. Oft braucht es zwei bis drei Anläufe, bis deine Stimme in das mit Gerüchen vernebelte, pubertierende Junghund-Gehirn vordringt.
Tipp: Bleib dran und trainiere weiter den Rückruf. Nutze wieder die Schleppleine, um deinen Hund zu sichern, und folge konsequent deinem Trainingskonzept. Rechne einfach damit, dass sich dein Hund leichter ablenken lässt und Probleme hat, sich auf dich und deine Kommandos zu konzentrieren.
Im Folgenden gehen wir auf besonders häufig gestellte Fragen und Probleme rund um die Pubertät beim Hund ein. Vielleicht findest du deinen Hund oder deine Fragen hier wieder?
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